In der Zeit, in der ich jetzt schon wieder hier bin, habe ich gelernt ,
was echte Freude ist. Ich habe das Gefühl, dass es zu Hause kaum noch
aufrichtige Freude gibt. Es liegt einfach daran, dass wir alles haben und
machen können. Ich habe das Gefühl, dass wir in diesem Überfluss nichts mehr
richtig wertschätzen können. Dass unsere Träume an die Grenzen des Unmöglichen
stoßen und wir nie mit dem zufrieden sind, was wir haben und immer noch nach
Besserem streben. Und in diesem Streben vergessen wir, uns wirklich über Dinge
zu freuen. So ging’s mir jedenfalls.
Diese pure Freude habe ich ein paar Tage nach Deepavali erlebt. Ranju
erzählte mir von ihrem Wunsch, irgendwann mal zu KFC zu gehen. Ich fragte sie,
warum sie sich diesen Wunsch noch nicht erfüllt hatte. Nach allem, was sie
gehört hatte, war KFC für sie zu einer Art Mythos geworden. Aber sie traute
sich nicht einfach so dorthin zu gehen, in diese andere Welt, in der sie sich
selbst so fremd fühlte. Als ich ihr vorschlug, am Abend mit ihr und Divya dem Mythos
auf den Grund zu gehen, lehnte sie verlegen ab. "Ich bin doch nur ein
Mädchen vom Dorf, das ist da alles zu schick für mich"
Aber anscheinend ließ sie diese Idee nicht mehr los und so machten wir
uns zu dritt an einem Abend auf zu KFC, das nur einen Katzensprung entfernt an
der Hauptstraße gelegen war. Ranju und Divya waren ganz aufgeregt und machten
sich extra hübsch. Sie waren so voller Vorfreude, dass sie selbst mich damit
ansteckten. Ich war selbst noch nie bei KFC gewesen und nun hatte auch ich das
Gefühl, es sei etwas besonders Außergewöhnliches.
"Tanja, du gehst vor!" Auch ich war ein wenig verlegen als wir
das fast leere Restaurant betraten. Aber als die Frau am Schalter freundlich
unsere Bestellung aufnahm, legte sich dieses Gefühl. Während wir auf unser Essen
warteten, suchten Ranju und Divya gewissenhaft unseren Tisch aus. Es sollte
alles perfekt sein und schließlich saßen wir an einem Ecktisch und genoßen das
Chicken und den kalten Kaffee, der eine besondere Attraktion für die beiden
war.
Auf dem Weg nach Hause stellten wir zwar fest, dass das Chicken nichts
großartig besonderes war, aber es war immer hin Kentucky Fried Chicken. Den
ganzen restlichen Abend gab es kein anderes Thema und allen Anrufern wurde
ausgiebig von dem Abenteuer KFC erzählt. Ich freute mich darüber, dass ich den
beiden eine Freude gemacht hatte.
Ich fragte sie, ob sie glücklich seien. Die beiden unterbrachen ihr
aufgeregtes Wasserfallgerede, sahen mich mit leuchtenden Augen an und sagten
nur "yes, full kushi!"
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen