Freitag, 28. September 2012

"don´t worry, we are from the navy!"



 Schon fast ein ganzer Monat ist vergangen seit ich aus dem Flugzeug in diese komplett andere Welt gestolpert bin. Zwar ist seitdem viel passiert, aber es fühlt sich dennoh nicht an wie ein Monat.

Am letzten Wochenende waren wir in Gokarna, einer kleinen Stadt am Meer nördlich von Kundapur (für alle Geographen unter euch! :D). Die Stadt hatte ihren ganz eigenen Charme, durch den sie sich deutlich von allen Städten, die ich bisher in Indien gesehen hab, unterschieden hat. Gokarna ist nicht sehr groß, aber dafür sehr vielfältig. Die meisten Häuser sind niedrig und sehr schön verziert, an jeder zweiten Ecke tut sich unerwartet ein Eingang zu den unzähligen Tempeln auf und ab und zu kann man am Ende einer engen Gasse das Meer erspähen. Teilweise hat es mich an italienische Mittelmeerstädte erinnert, was aber sich beim Blick in die nächste Gasse schon wieder verflüchtigt hatte.
Mittags als wir müde vom Herumlaufen waren, entdeckten wir einen kleinen Pavillon hoch oben auf einer Klippe. Im kühlen Schatten genoßen wir die Aussicht auf das unglaublich blaue Meer und unseren Mittagssnack, der aus Crackern und süßen Zitronen bestand.

Am Nachmittag kamen wir am Om Beach an, der unweigerlich ans Paradies erinnerte. Weiße Strände, klares blaues Wasser, ein paar Palmen und weit und breit nur sehr wenige Menschen. Nachdem wir ein Zimmer in einer der Hütten am Strand gebucht hatten, ging es natürlich erstmal ins Wasser. Wir suchten uns eine verlassene Stelle und tauchten in die Wellen. Kurz nachdem wir im Wasser waren, schlug eine Gruppe von 20 Indern ihr Lager neben unserem auf. Und auch sie stürzten sich in die Wellen. Als es uns ein bisschen zu viel wurde, schnappten wir unsere Sachen und flücheten 100 Meter weiter. Und tatsächlich blieben drei von ihnen hartnäckig und folgten uns. Der beste Satz des Tages war dann: "Don´t worry, we are from the Navy, you can trust us!!!" Hahahhaha!
Naja wenigstens haben sie uns dann noch auf einen Drink eingeladen, bevor sie zurück zu ihrer Basis mussten.
Am Sonntagmorgen standen wir extra früh auf, um den Sonnenaufgang zu beobachten, was sich wirklich gelohnt hat. Auf einem ins Wasser ragenden Felsen bewunderten wir das Schauspiel des Sonnenaufgangs, in dessen Strahlen die Fischer mit ihren Booten heimkamen. Wie in Trance saßen wir da und ließen uns von den Strahlen allmählich aufwärmen, ich hatte nämlich in der Nacht ziemlich gefroren.
Zum Frühstück gab es eine ganz besondere Leckerei: Chocolate Banana Pancake. Mmmhh Lecker und dazu noch eine willkommene Abwechslung zu dem Frühstück in meiner Gastfamilie. :)
Wir mussten uns dann auch schon bald wieder auf den Rückweg machen. An der Küste entlang liefen wir zurück nach Gokarna, krakselten über Klippen und schlugen uns durch den Jungel. wir waren froh als wir dann noch rechtzeitig den Bahnhof erreichten...
Der Zug war keinesfalls so voll wie man sich indische Züge vorstellt und auch auf den Dächern waren keine Passagiere zu finden. Allerdings gab es Verkäufer mit Chai, Gebäck und Süßigkeiten, die im 10 Minuten Takt an uns vorbeiwuselten. Laetitia und ich wären dann beinahe an der falschen Station ausgestiegen, aber wie sollten wir die auch im Dunkeln wiedererkennen!? :)
Die Woche verlief ansonsten ziemlich ruhig. Am Dienstag hatte ich meine erste Tanzstunde in traditionellem indischen Tanz. Der alte huzlige Professor sieht mit seiner Brille, die seine Augen enorm vergrößert, nicht so aus als könnte er uns das Tanzen beibringen. Wenn er sich aber bewegt, sieht man ihm die Erfahrung und das Können an, das sich in einer Anmut zeigt, wie ich sie diesem alten Herren nicht zugetraut hätte. Allerdings habe ich schon heute nach der zweiten Tanzstunde das Gefühl, dass der traditionell indische Tanz viel mehr ist als nur Tanz. Er ist wie eine Religion. Es gibt viele Rituale, die in den Stunden abgehalten werden und statt zu tanzen werden uns die Namen und Bedeutungen verschiedener Figuren erklärt. Ich bin gespannt, wie es nächste Woche weitergeht :)
Ich mache außerdem gute Fortschritte in Kannada. Die Konjugationen der Verben und die Verneinung hab ich jetzt auch schon drauf. Nur an Vokabeln fehlt mir noch einiges. Aber ich hab ja noch 10 Monate.  

Was es noch so zu sagen gibt:
 Es ist immernoch sehr nervenaufreibend für mich im Bus ganz vorne zu sitzen. Jedesmal wenn uns ein riesiger LKW mit Höchstgeschwindigkeit entgegenkommt und der Busfahrer nur hupt statt zu bremsen, krieg ich nen kleinen Herzanfall.
Das Geheimnis der verlorenen Schuhe konnte ich noch immer nicht lüften. Überall findet man am Staßenrand Schuhe, aber immer nur einen. Wo ist der andere Schuh und warum verliert man seinen Schuh am Straßenrand?
Es verwirrt mich immernoch, wenn mich die Leute fragen, was ich zum Frühstück gegessen hab. Klar, "oota aytha" heißt "hast du gegessen" und meint so viel wie "wie geht´s". Aber wenn mich die Leute in Englisch fragen, was ich zum Frühstück hatte, dann komm ich immer ein bisschen aus dem Konzept.
Die Leute hier sind oft sehr hilfsbereit, auch wenn sie keine Ahnung haben, was du willst. Aber wenigstens fühlt man sich nie mit seinem Problem allein gelassen.
Mittlerweile kann ich schon der Plumsack-geht-um auf Kannada spielen. :)

Bis bald! Namaskara und goodbye!
Eure Tani 



3 Kommentare:

  1. Hallo Tani,

    viel Spaß in Indien. Ich bin ein eifriger Verfolger des Blogs und jedes mal wenn ich das lese will ich sofort auch wieder reisen und ich will nach INDIEN.
    Bitte mehr Fotos im Blog und Ortsangaben, damit ich weiß wo genau Du bist und wie all ich will all die fabelhaften indischen Curries sehen.

    Aloha
    Rahim

    AntwortenLöschen
  2. Liebste Tanieule,

    da kann ich mich Rahim nur anschließen, vor allen Dingen was die Ortsangaben betrifft.
    Dein Blog ist toll und macht Lust zum Hinfahren.

    Liebste Grüße
    Der Raumentwickler

    AntwortenLöschen
  3. hahaha da haben sich ja gleich die geographen angesprochen gefühlt! :D es freut mich, zu hören, dass euch der blog gefällt! weiterhin viel spaß beim lesen und gucken!!!

    AntwortenLöschen