Freitag, 5. Oktober 2012

Die Magie von Hampi

















Dieser Eintrag ist hauptsächlich Hampi gewidmet. Hampi ist mit dem Bus ins Landesinnere 10 Stunden von Kundapur entfernt im Norden von Karnataka.
Die letzten vier Tage dort waren atemberaubend und klingen noch immer in mir nach wie ein Traum, der einen auch nach dem Erwachen nicht mehr loslässt.
Als wir uns am Freitag zu dritt auf den Weg machten, hatte ich keine Ahnung, was mich dort erwarten würde. Carlo, der Italiener, meinte, dass diese Tempellandschaft und die Ruinen bis jetzt das Beste waren, was er in Indien gesehen hatte. Mmh na gut, dann lass uns doch einfach mal nach Hampi fahren, haben wir uns gedacht.

Schon die Fahrt dorthin war ein Abenteuer: Im Sleeperbus wurden wir in unseren Betten 10 Stunden lang durchgeschüttelt und kamen trotzalledem ausgeruht am nächsten Morgen in Hospet an, von wo aus wir den Bus nach Hampi nahmen. Schon als der Bus seine Türen öffnete, stürmten uns eifrige Inder entgegen, die versuchten uns in ihr Guest House zu locken. Umringt von einer Horde lautstark schnatternder Männer, rettete uns Rama mit seiner Rikscha, mit der er uns für 10 Rupien überall hinbringen wollte. Was für eine Ironie, da ich doch gerade noch in der Kannada Lesson am Tag zuvor den Satz "Oh Rama save me!" gelernt hatte. Wir ließen uns ins Garden Paradies bringen, das uns von anderen Freiwilligen empfohlen worden war. Nach dem Frühstück mit wunderbarer Aussicht auf den Fluss holte uns Rama wieder zu einer Tempeltour ab, zu der wir uns von ihm hatten überreden lassen. Alles natürlich ganz in Ruhe ("Shanti Shanti!"). Wir hatten ungeheuer viel Spaß mit ihm als er uns gegen einen Baum fuhr und sich damit entschuldigte, dass er noch nicht so lange im Rikscha-Business sei, als er statt zu hupen den Leuten auf der Straße lustige Sprüche zurief oder als er uns erklärte, dass er nicht mal eine Hupe hätte.
Er brachte uns zu vielen Tempeln, gab uns eine kurze Erklärung und schickte uns mit dem Auftrag hinein ein paar Fotos zu machen. Diese Bilder konnten natürlich keinesfalls auf einem Foto festgehalten werden. Jahrhunderte alte Tempel, die unverwüstlich in den Himmel aufragten und uns durch ihre vielen kleinen Details verzauberten. Hinzu kam noch, dass wir fast alleine waren und somit die Ruhe und Schönheit dort voll auskosten konnten.
Aber nicht nur die Tempel kamen uns unwirklich vor. Hampi war keine Tempelstadt, Hampi war ein riesiges Reich. Es erstreckte sich über eine große Fläche. Das gesamte Royal Center breitete sich vor unseren Augen aus als wir auf einen kleinen Hügel stiegen. Doch auch die Landschaft leistete ihren Beitrag. So weit das Auge reichte sah man riesige rotbraune Felsbrocken und überwältigt davon, fragte ich mich natürlich wie diese dorthin gelangt waren. Ramas Erklärung war eher religioser Art, was mich nicht so ganz bezufriedigte: "Shiva hat sein drittes Auge geöffnet, weil er aus irgendeinem Grund sauer war und dann ist dieses Chaos von Steinen entstanden. Deshalb beten wir auch immer, er möge nicht sein drittes Auge öffnen!" Im Reiseführer stand in einem Nebensatz etwas von lang zurückliegender Vulkanaktivität und Erosion. Mmh, da muss ich wohl nochmal genauer recherchieren :)
Zum Mittag setzte uns Rama in einem Restaurant ab, wo wir Thali aßen. Das bestellen hier anscheinend die meisten Inder, wenn sie in ein Restaurant gehen. :)
Als krönenden Abschluss des Tages brachte uns Rama auf einen Berg, von dem aus wir den Sonnenntergang beobachten konnten. Wir konnten noch einmal das ganze Reich überblicken und in dem goldenen Licht der Abendsonne kam es uns vor als wäre Hampi wieder zum Leben erwacht und erstrahle in seinem alten Glanz.
Die nächsten Tage genoßen wir ganz shanti shanti, machten ein paar Wanderungen unter anderem zum Hanuman-Tempel (Hanuman ist der Affengott), zum Wasserfall, der unglücklicher Weise zu dieser Jahreszeit nicht wirklich existierte und auf den Matangha Hill, um den Sonnenaufgang zu bestaunen. In diesen Tagen haben wir so viel gesehen, was ich einfach kaum beschreiben kann, deswegen gibt es diesmal einfach ganz viele Fotos, in der Hoffnung, ihr könntet euch ansatzweise ein Bild von dieser Schönheit machen.
Zum Glück hat es am Dienstagabend geregnet, sonst wäre uns der Abschied von Hampi bestimmt um einiges schwerer gefallen. Am Abend kamen wir wieder in Hospet an, von wo aus unser Sleeper zurück ging. Hospet ist eine größere Stadt, die aber laut Reiseführer langweilig und laut Rama ugly sein soll. Mmh naja, viel haben wir auch nicht gesehen von der Stadt, wir waren eher damit beschäftigt, uns nicht im Gewusel zu verlieren und unseren Bus zu finden...
Auf der Rückfahrt hatte ich glücklicherweise ein Doppelbett für mich alleine, was ich nutzte um kreuz und quer zu liegen, ohne jemanden dabei zu stören :D Um 7 Uhr morgens kamen wir  in Kundapur an und wir alle drei machten uns noch halb im Schlaf auf in unsere Schulen. Da wir aber das ganze Wochenende eifrig gemeinsam Pläne geschmiedet hatten, was wir mit unseren Klassen so machen könnten, hatten wir ein sicheres Gefühl und fühlten uns selbst jetzt in der Lage zu unterrichten. Außerdem ist Freitag eh der letzte Schultag vor den großen Ferien, also bloß kein Stress! Shanti Shanti! :D

Was es noch zu sagen gibt:
Mit dem Bestellen in Restaurants komme ich immer besser klar, ich kann mir unter fast allem irgendwas vorstellen.
Im Bus übe ich jetzt immer die gefühlten hundert verschiedenen Handbewegungen, die ich für den indischen Tanz brauche.



Hannah, Conni und ich haben uns mal die indischen Männer näher angeschaut und wirklich fast alle haben einen Schnurrbart.
Ich bin hier ganz begeistert von den Book Shops und hab in Hampi auch gleich mal ein paar Bücher gekauft: "Favourite Fairy Tales" mit vielen Grimm´schen Märchen, "Arabian Nights for children" die ich meinen Kinder vorlesen kann und das "Ramayana" als Comic, was eine Art Volkgeschichte Indiens ist.
"Amerikaner plus Afrikaner sind Inder!" das erklären mir zumindest immer die Kinder :D
Ich sehe oft Inder, die sich an den Händen halten oder die Arm in Arm herumlaufen. Ein ungewöhnlicher Anblick, aber eine schöne Geste der Freundschaft wie ich finde. Auch sonst gehen sie eigentlich alle sehr behutsam miteinander um.

Mittlerweile freue ich mich nicht mehr über die Pfauen, die morgens um fünf durch den Garten spazieren, ich drehe mich nur genervt von ihren Schreien im Bett um.
Hampi ist bis jetzt übrigens auch das Beste, was ich in Indien gesehen hab :)

Bis bald und immer schön shanti shanti!
Eure Tani


3 Kommentare:

  1. Danke für die vielen Fotos, speziell vom essen. Ich bekomme gerade wahnsinnigen Hunger auf indische curries. Hampi erinnert mich nach dem wie du es beschrieben hast an angkor wat in Kambodscha. Viele grüße nach Indien
    namaste
    Rahim

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  2. hahah bitte bitte. die cuuries waren übrigens auch sehr gut ;)
    mich hat hampi an eine mischung aus inka, maya, azteken und griechische architektur erinnert... also an bilder davon :) vielleicht komm ich ja auch mal nach kambodscha.

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  3. Oh hört sich das alles gut an! Wir haben gerade auch Hunger und stellen uns vor wie Ihr Euch dort durch die Speisekarten studiert und dann bestellt :). Hm, wir hätten jetzt auch gern so ein leckers Curry. Tani, wie sieht so ein Schlafbus aus?? Hast Du davon ein Foto? Und dann haben wir mit meiner Mutter in schlauen Geografiebüchern gleich mal nachgeschaut, wie das mit dem Dritten Auge Chaos war. Ist aber garnicht so leicht. Irgendwie gehts um Granite die im alten Gotwanaland durch die Erdschollenbewegungen hochgedrückt worden sind und wo dann später die weichen terrestrischen Sedimente abgetragen wurden. Wahrscheinlich durch das genau in den Jahren dann geöffnete Auge :)).

    So, wieviele Tage sind es noch bis nächsten Donnerstag??

    Ahoi aus Halle/Berlin
    Peter & Nadia & Perle & Wolf

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