Eine weitere Woche voller Erlebnisse, von denen ich nun berichten möchte.
Ach übrigens Donnerstag habe ich zum Blog-Tag auserwählt!
Ein sehr erfrischendes und tolles Erlebnis hatte ich am letzten Mittwoch. Jeden Mittwoch findet in Kundapur ein Treffen der Freiwilligen in einem Restaurant statt. Unsicher was mich da erwarten würde, machte ich mich auf den Weg dahin. Nachdem ich mich kurz verlaufen hatten, war ich dann sehr froh schon viele bekannte Gesichter im Restaurant der JK Towers vorzufinden. Einige kannte ich aber noch nicht. Die meisten anderen waren Deutsche, aber es waren auch Jesus aus Spanien und Carlo aus Italien dabei. Leider konnte ich mich nicht mit allen unterhalten, aber nichtsdestotrotz war es ein sehr gelungener schöner Abend, einschließlich der amüsanten Rückfahrt mit Laetitia und gefühlten hundert starrenden Männern im Bus :)
Am Donnerstag hatte ich meine erste eigene Unterrichtsstunde in der 5. Klasse. Das war Chaos pur. Sie waren so begeistert, dass sie auf mich einstürmten, mir alles auf einmal zeigen wollten und mich dabei fast über den Haufen rannten. Es hat dann auch die ganze Stunde lang gedauert, von jedem ein Foto mit seinem Namen an der Tafel zu machen. Ich bin noch ein bisschen überfordert mit den Kindern, weil ich nicht weiß, was sie schon können und was ich deshalb mit ihnen machen soll. Aber bald werde ich sie besser kennen und mir auch die ganzen indischen Namen merken können. Und dann geht´s richtig los...
Am Wochenende habe ich mit ein paar anderen Freiwilligen einen Tagesausflug nach Udupi gemacht. Die Stadt, die unserem District hier seinen Namen gibt, ist zwar größer als Kundupur, aber viel mehr gibt es dort auch nicht zu sehen. Die einzige Attraktion ist der Krishna-Tempel, der in ganz Indien bekannt ist.
In dem Tempel war trotz der Menschenmassen eine ganz besondere Atmosphäre. Gedämpftes Licht, gelegentlich ein Glockenschlag, summende Mönche und überall kleine Flammen. Fasziniert saßen wir eine Weile einfach nur da, ließen das ganze auf uns wirken und beobachteten die Gläubigen, die vor dem Abbild ihres Gottes niederknieten.
Der Tempel war erstaunlich groß. Es gab noch viele weitere Räume, z.B. einen mit einem übers Dach hinausragenden Baum oder einer der aussah wie eine Grabstätte. Ein absurdes Bild tat sich uns auf als wir in eine riesige Halle kamen, die an eine Markthalle erinnerte. Dort standen neben vielen Souvenirshops Menschen in einer langen Essensschlange, da es im Tempel frei Essen für alle Besucher gab. Dahinter standen mehrere Kühe in Ställen. Ich hatte mich nun schon daran gewöhnt, überall Kühe zu sehen. Immerhin glauben die Hindus daran, dass die Kuh eine Wohnstatt der Götter ist. Aber Kühe im Tempel? Das hatte ich mir nicht vorstellen können.
Nach dem Gewusel im Tempel genoßen wir die beruhigende Sicht auf den Teich, der offenbar auch zum Tempel gehörte.
Vor dem Tempel trafen wir noch auf einen alten Hindu, der uns bereitwillig unsere vielen Fragen zu Göttern und dem Glauben an die Wiedergeburt der Seele beantwortete. Er erklärte uns, dass es mit den Göttern und Gläubigen ist wie in einer Firma. Natürlich kann man nicht immer sofort mit dem Chef sprechen, zuerst wendet man sich an die Angestellten, die dann das Anliegen an den Chef weitergeben. Und so wenden sich auch die Hindus erst an die kleinen "angestellten" Götter, bevor sie mti einem der drei "Chef"Götter reden. Eigentlich ganz einfach zu verstehen. :) Meine Gatsmutter hatte mir beim Frühstück erzählt, dass es 56 000 verschiedene Götter im Hinduismus gibt. Boahh, das muss dann aber ne große Firma sein.
Zwischendurch gönnten wir uns eine Kokusnuss, die wir genüßlich ausschlürften. :) Ganz links ist Manuel, daneben Hannah und Pauli hat das Foto gemacht.
In einem vom Lonely Planet empfohlenen Restaurant aße wir Mittag. Schon das Bestellen machte riesigen Spaß, da wir keine Ahnung von Tandoori und co hatten und einfach ins Blaue hinein bestellten. Wir ließen uns noch ein bisschen vom Kellner beraten und hatten Glück. Unser Essen schmeckte sehr gut, nur das uns sofort nach der Ankunft servierte Wasser trauten wir uns nicht zu trinken... Man weiß ja nie.
Zufrieden schlenderten wir noch ein wenig durch die Straßen von Udupi und landeten- wie könnte es anders sein- in vielen Klamottenläden. Mittlerweile wussten wir schon, was wir den of wenig Englisch sprechenden Verkäufern sagen mussten, damit sie für uns das rauskramten, was wir haben wollten. Ein Laden gefiel uns ganz besonders: Stoffe in allen erdenklichen Farben und Musterungen stapelten sich bis zur Decke, aufgeweckte Inderinnen diskutierten lautstark und die Verkäufen breiteten immer mehr Stoffe vor ihnen aus. Na gut, es gefiel eigentlich nur uns Mädchen ganz besonders. Manuel flüchtete nach wenigen Minuten und wartete geduldig draußen auf uns ;)
Im Handeln mit den Obstverkäufern sind wir nun auch schon alle ganz gut. Wir kennen schon viele der Früchte in Kannada und können uns mit dem Verkäufer auf 5 Rupien einigen, wenn er 8 haben will für eine Musumbi. Musumbi sind süße Zitronen, die eigentlich wie eine Mischung aus Mandarine und Orange schmecken. 5 Rupien sind übrigens weniger als 10 cent.
Hier versucht Manuel mal ernst zu sein, was ihm sehr schwer fällt, da er normaler Weise ständig am Grinsen ist :) Diese kleinen Bananen schmecken übrigens auch sehr gut und das grüne da in der Mitte konnten wir noch nicht ganz identifizieren...
Ein schöner Samstag in Udupi.
Am Sonntag bin ich ganz früh am Morgen mit meiner Gatsfamilie in die Kirche gegangen. Obwohl ich nichts verstanden hab, da der Gottesdienst in Konkani, einer kleinen Lokalsprache, gehalten wurde, konnte ich doch fast alles wiedererkennen. Der Ablauf unterschied sich kaum von einem Gottesdienst in Deutschland.
Ich finde es ein wenig schade, dass ich nicht in einer Hindu-Familie bin, wo ich noch viel mehr über Religion hätte lernen können. Aber immerhin feiert meine Familie Weihnachten :)
Auf dem Rückweg haben Deryl (meine Gastschwester) und ich noch Milch beim Holy Cross Orden geholt, nachdem unsere kleine Siedlung benannt ist. Dort haben wir einen alten Mann getroffen, der Deutsch konnte. Ich habe mich ein wenig mit ihm unterhalten und auf einmal wurde mir bewusst, wie viel Sprache ausmachen kann. Mit diesem alten Inder, den ich erst ein par Minuten kannte, fühlte ich mich schon verbundener als mit manch anderem Inder, mit dem ich viel mehr zu tun hatte. Der ganz simple Fakt, dass er meine Sprache sprach, berührte mich.
Am Nachmittag ging es dann endlich an den Strand. Der Weg dorthin von meinem Haus dauerte gerade mal 15 Minuten und dort angekommen bot sich mir ein Anblick, der mir dermaßen gute Laune machte, dass ich nicht aufhören konnte zu grinsen. Palmen, ein breiter weißer Strand und das Meer. Der Wind wehte mir den salzigen Geruch in die Nase und als ich meinen Blick über den Strand schweifen ließ, entdeckte ich in einiger Entfernung viele bunte Fischerboote, die so lustig dort lagen als hätte sie ein Kind beim Spielen vergessen. Ich konnte und wollte meinen Blick gar nicht mehr von diesem schönen Ort lösen, zumal die Sonne sich gerade dramatisch verabschiedete bevor sie ganz im Meer verschwand.
Nun war ich froh, dass ich hier gelandet war und nicht direkt in Kundapur. Diesen schönen Strand hätte ich sonst nicht vor meiner Haustür gehabt :)
Am Mittwoch war es endlich soweit: das Ganesha-Festival. Die Inder fieberten anscheinend genauso darauf hin wie ich. Schon Tage vorher war in der Times of India, die ich mittlerweile abonniert habe, von nichts anderem mehr die Rede. Auch wenn ich durch die Straßen lief, sah ich Plakate, die das Ereignis ankündigten und Töpfermeister, die fleißig Ganeshas in allen Größen anfertigten.
Schon am Dienstag wurde an der Straße ein bunt geschmücktes Zelt aufgebaut und als mir am Abend die Englischlehrerin eine HAPPY-GANESH-sms schickte, war ich wirklich gespannt, was es mi diesem Fest auf sich hatte.
Eine kurze Erklärung, wer Ganesha überhaupt ist
Ganesha ist der Sohn von Shiva, dem Zerstörer, und Gowri. Eines Tages formte Gowri aus Ton einen Sohn, den sie damit beauftragte, niemanden in ihre Gemächer zu lassen, während sie ein Bad nahm. Als dieser Sohn nicht einmal Shiva hinein lassen wollte, schlug ihm Shiva in seinem Zorn den Kopf ab. Als Gowri dies sah, war sie sehr wütend auf Shiva und sagte zu ihm: "Geh in den Wald und schlage dem ersten Lebewesen, das du triffst, den Kopf ab und bringe ihn meinem Sohn, so dass er wieder lebendig wird!" Naja und das erste Lebewesen war dann eben ein Elefant. Deshalb hat Ganesha einen Elefantenkopf. Er ist einer der beliebtesten Götter der Hindus und deswegen feiern sie auch ein so großes Fest ihm zu Ehren.
Wir Volunteers verbrachten unseren freien Tag am Strand. Wir waren eine lustige Runde und hatten eine Menge Spaß. Laetitia und ich trafen auf dem Rückweg am Abend auf ein paar indische Kinder, die uns mit zum Kanchugodu-Strand nahmen. Dort traf ich viele Kinder aus meiner Schule, die mich freudig begrüßten. Sie waren alle mit ihren Familien gekommen, um zu sehen, wie Ganesh im Meer versenkt wurde. Es gab eine große Zeremonie und dann war er auch schon verschwunden.
Nun wirklich auf dem Weg nach Hause, kamen Laeti und ich an dem Zelt vorbei, das schon zuvor so schön geschmückt worden war. Viele Leute waren da versammelt, um noch einen Ganesha zu ehren. Es war ein richtiges Dorffest :) Wir gesellten uns dazu und lernten eine nette Nachbarin kennen, die uns dann auch gleich noch zu sich nach Hause einlud.
Am Donnerstag legte ein landesweiter Busstreik den Verkehr lahm. Also hatten wir auch keine Schule. Laetitia und ich verbrachten den Tag wiedermal am Strand. Wir trafen erneut die nette Nachbarin vom Vorabend und sie nahm uns mit zu einer weiteren Versenkung Ganeshas. Es gab einen langen Zug mit lauter Musik, bunten Kleidern und ausgelassen tanzenden jungen Leuten. Wir waren mitten in der tanzenden Menge, die um den mit Blumen geschmückten Ganesha herumsprang bis wir zu einem Fluss kamen. Begleitet von lauten Trommeln, die immer eindringlicher dröhnten, wurde Ganesh im Fluss versenkt. Und plötzlich war alles vorbei. Jeder ging auf einmal wieder seinen eigenen Weg und der Zauber war verschwunden. Ich bin gespannt auf das nächste Festival, es gibt ja so viele hier! :)
Also bis nächsten Donnerstag meine Lieben
G-et
A-lways
N-ew
E-nergy
S-pirit &
H-appieness
Happy Ganesha!
Eure Tani
Ach übrigens Donnerstag habe ich zum Blog-Tag auserwählt!
Ein sehr erfrischendes und tolles Erlebnis hatte ich am letzten Mittwoch. Jeden Mittwoch findet in Kundapur ein Treffen der Freiwilligen in einem Restaurant statt. Unsicher was mich da erwarten würde, machte ich mich auf den Weg dahin. Nachdem ich mich kurz verlaufen hatten, war ich dann sehr froh schon viele bekannte Gesichter im Restaurant der JK Towers vorzufinden. Einige kannte ich aber noch nicht. Die meisten anderen waren Deutsche, aber es waren auch Jesus aus Spanien und Carlo aus Italien dabei. Leider konnte ich mich nicht mit allen unterhalten, aber nichtsdestotrotz war es ein sehr gelungener schöner Abend, einschließlich der amüsanten Rückfahrt mit Laetitia und gefühlten hundert starrenden Männern im Bus :)
Am Donnerstag hatte ich meine erste eigene Unterrichtsstunde in der 5. Klasse. Das war Chaos pur. Sie waren so begeistert, dass sie auf mich einstürmten, mir alles auf einmal zeigen wollten und mich dabei fast über den Haufen rannten. Es hat dann auch die ganze Stunde lang gedauert, von jedem ein Foto mit seinem Namen an der Tafel zu machen. Ich bin noch ein bisschen überfordert mit den Kindern, weil ich nicht weiß, was sie schon können und was ich deshalb mit ihnen machen soll. Aber bald werde ich sie besser kennen und mir auch die ganzen indischen Namen merken können. Und dann geht´s richtig los...
Am Wochenende habe ich mit ein paar anderen Freiwilligen einen Tagesausflug nach Udupi gemacht. Die Stadt, die unserem District hier seinen Namen gibt, ist zwar größer als Kundupur, aber viel mehr gibt es dort auch nicht zu sehen. Die einzige Attraktion ist der Krishna-Tempel, der in ganz Indien bekannt ist.
In dem Tempel war trotz der Menschenmassen eine ganz besondere Atmosphäre. Gedämpftes Licht, gelegentlich ein Glockenschlag, summende Mönche und überall kleine Flammen. Fasziniert saßen wir eine Weile einfach nur da, ließen das ganze auf uns wirken und beobachteten die Gläubigen, die vor dem Abbild ihres Gottes niederknieten.
Der Tempel war erstaunlich groß. Es gab noch viele weitere Räume, z.B. einen mit einem übers Dach hinausragenden Baum oder einer der aussah wie eine Grabstätte. Ein absurdes Bild tat sich uns auf als wir in eine riesige Halle kamen, die an eine Markthalle erinnerte. Dort standen neben vielen Souvenirshops Menschen in einer langen Essensschlange, da es im Tempel frei Essen für alle Besucher gab. Dahinter standen mehrere Kühe in Ställen. Ich hatte mich nun schon daran gewöhnt, überall Kühe zu sehen. Immerhin glauben die Hindus daran, dass die Kuh eine Wohnstatt der Götter ist. Aber Kühe im Tempel? Das hatte ich mir nicht vorstellen können.
Nach dem Gewusel im Tempel genoßen wir die beruhigende Sicht auf den Teich, der offenbar auch zum Tempel gehörte.
Vor dem Tempel trafen wir noch auf einen alten Hindu, der uns bereitwillig unsere vielen Fragen zu Göttern und dem Glauben an die Wiedergeburt der Seele beantwortete. Er erklärte uns, dass es mit den Göttern und Gläubigen ist wie in einer Firma. Natürlich kann man nicht immer sofort mit dem Chef sprechen, zuerst wendet man sich an die Angestellten, die dann das Anliegen an den Chef weitergeben. Und so wenden sich auch die Hindus erst an die kleinen "angestellten" Götter, bevor sie mti einem der drei "Chef"Götter reden. Eigentlich ganz einfach zu verstehen. :) Meine Gatsmutter hatte mir beim Frühstück erzählt, dass es 56 000 verschiedene Götter im Hinduismus gibt. Boahh, das muss dann aber ne große Firma sein.
Zwischendurch gönnten wir uns eine Kokusnuss, die wir genüßlich ausschlürften. :) Ganz links ist Manuel, daneben Hannah und Pauli hat das Foto gemacht.
In einem vom Lonely Planet empfohlenen Restaurant aße wir Mittag. Schon das Bestellen machte riesigen Spaß, da wir keine Ahnung von Tandoori und co hatten und einfach ins Blaue hinein bestellten. Wir ließen uns noch ein bisschen vom Kellner beraten und hatten Glück. Unser Essen schmeckte sehr gut, nur das uns sofort nach der Ankunft servierte Wasser trauten wir uns nicht zu trinken... Man weiß ja nie.
Zufrieden schlenderten wir noch ein wenig durch die Straßen von Udupi und landeten- wie könnte es anders sein- in vielen Klamottenläden. Mittlerweile wussten wir schon, was wir den of wenig Englisch sprechenden Verkäufern sagen mussten, damit sie für uns das rauskramten, was wir haben wollten. Ein Laden gefiel uns ganz besonders: Stoffe in allen erdenklichen Farben und Musterungen stapelten sich bis zur Decke, aufgeweckte Inderinnen diskutierten lautstark und die Verkäufen breiteten immer mehr Stoffe vor ihnen aus. Na gut, es gefiel eigentlich nur uns Mädchen ganz besonders. Manuel flüchtete nach wenigen Minuten und wartete geduldig draußen auf uns ;)
Im Handeln mit den Obstverkäufern sind wir nun auch schon alle ganz gut. Wir kennen schon viele der Früchte in Kannada und können uns mit dem Verkäufer auf 5 Rupien einigen, wenn er 8 haben will für eine Musumbi. Musumbi sind süße Zitronen, die eigentlich wie eine Mischung aus Mandarine und Orange schmecken. 5 Rupien sind übrigens weniger als 10 cent.
Hier versucht Manuel mal ernst zu sein, was ihm sehr schwer fällt, da er normaler Weise ständig am Grinsen ist :) Diese kleinen Bananen schmecken übrigens auch sehr gut und das grüne da in der Mitte konnten wir noch nicht ganz identifizieren...
Ein schöner Samstag in Udupi.
Am Sonntag bin ich ganz früh am Morgen mit meiner Gatsfamilie in die Kirche gegangen. Obwohl ich nichts verstanden hab, da der Gottesdienst in Konkani, einer kleinen Lokalsprache, gehalten wurde, konnte ich doch fast alles wiedererkennen. Der Ablauf unterschied sich kaum von einem Gottesdienst in Deutschland.
Ich finde es ein wenig schade, dass ich nicht in einer Hindu-Familie bin, wo ich noch viel mehr über Religion hätte lernen können. Aber immerhin feiert meine Familie Weihnachten :)
Auf dem Rückweg haben Deryl (meine Gastschwester) und ich noch Milch beim Holy Cross Orden geholt, nachdem unsere kleine Siedlung benannt ist. Dort haben wir einen alten Mann getroffen, der Deutsch konnte. Ich habe mich ein wenig mit ihm unterhalten und auf einmal wurde mir bewusst, wie viel Sprache ausmachen kann. Mit diesem alten Inder, den ich erst ein par Minuten kannte, fühlte ich mich schon verbundener als mit manch anderem Inder, mit dem ich viel mehr zu tun hatte. Der ganz simple Fakt, dass er meine Sprache sprach, berührte mich.
Am Nachmittag ging es dann endlich an den Strand. Der Weg dorthin von meinem Haus dauerte gerade mal 15 Minuten und dort angekommen bot sich mir ein Anblick, der mir dermaßen gute Laune machte, dass ich nicht aufhören konnte zu grinsen. Palmen, ein breiter weißer Strand und das Meer. Der Wind wehte mir den salzigen Geruch in die Nase und als ich meinen Blick über den Strand schweifen ließ, entdeckte ich in einiger Entfernung viele bunte Fischerboote, die so lustig dort lagen als hätte sie ein Kind beim Spielen vergessen. Ich konnte und wollte meinen Blick gar nicht mehr von diesem schönen Ort lösen, zumal die Sonne sich gerade dramatisch verabschiedete bevor sie ganz im Meer verschwand.
Nun war ich froh, dass ich hier gelandet war und nicht direkt in Kundapur. Diesen schönen Strand hätte ich sonst nicht vor meiner Haustür gehabt :)
Am Mittwoch war es endlich soweit: das Ganesha-Festival. Die Inder fieberten anscheinend genauso darauf hin wie ich. Schon Tage vorher war in der Times of India, die ich mittlerweile abonniert habe, von nichts anderem mehr die Rede. Auch wenn ich durch die Straßen lief, sah ich Plakate, die das Ereignis ankündigten und Töpfermeister, die fleißig Ganeshas in allen Größen anfertigten.
Schon am Dienstag wurde an der Straße ein bunt geschmücktes Zelt aufgebaut und als mir am Abend die Englischlehrerin eine HAPPY-GANESH-sms schickte, war ich wirklich gespannt, was es mi diesem Fest auf sich hatte.
Eine kurze Erklärung, wer Ganesha überhaupt ist
Ganesha ist der Sohn von Shiva, dem Zerstörer, und Gowri. Eines Tages formte Gowri aus Ton einen Sohn, den sie damit beauftragte, niemanden in ihre Gemächer zu lassen, während sie ein Bad nahm. Als dieser Sohn nicht einmal Shiva hinein lassen wollte, schlug ihm Shiva in seinem Zorn den Kopf ab. Als Gowri dies sah, war sie sehr wütend auf Shiva und sagte zu ihm: "Geh in den Wald und schlage dem ersten Lebewesen, das du triffst, den Kopf ab und bringe ihn meinem Sohn, so dass er wieder lebendig wird!" Naja und das erste Lebewesen war dann eben ein Elefant. Deshalb hat Ganesha einen Elefantenkopf. Er ist einer der beliebtesten Götter der Hindus und deswegen feiern sie auch ein so großes Fest ihm zu Ehren.
Wir Volunteers verbrachten unseren freien Tag am Strand. Wir waren eine lustige Runde und hatten eine Menge Spaß. Laetitia und ich trafen auf dem Rückweg am Abend auf ein paar indische Kinder, die uns mit zum Kanchugodu-Strand nahmen. Dort traf ich viele Kinder aus meiner Schule, die mich freudig begrüßten. Sie waren alle mit ihren Familien gekommen, um zu sehen, wie Ganesh im Meer versenkt wurde. Es gab eine große Zeremonie und dann war er auch schon verschwunden.
Nun wirklich auf dem Weg nach Hause, kamen Laeti und ich an dem Zelt vorbei, das schon zuvor so schön geschmückt worden war. Viele Leute waren da versammelt, um noch einen Ganesha zu ehren. Es war ein richtiges Dorffest :) Wir gesellten uns dazu und lernten eine nette Nachbarin kennen, die uns dann auch gleich noch zu sich nach Hause einlud.
Am Donnerstag legte ein landesweiter Busstreik den Verkehr lahm. Also hatten wir auch keine Schule. Laetitia und ich verbrachten den Tag wiedermal am Strand. Wir trafen erneut die nette Nachbarin vom Vorabend und sie nahm uns mit zu einer weiteren Versenkung Ganeshas. Es gab einen langen Zug mit lauter Musik, bunten Kleidern und ausgelassen tanzenden jungen Leuten. Wir waren mitten in der tanzenden Menge, die um den mit Blumen geschmückten Ganesha herumsprang bis wir zu einem Fluss kamen. Begleitet von lauten Trommeln, die immer eindringlicher dröhnten, wurde Ganesh im Fluss versenkt. Und plötzlich war alles vorbei. Jeder ging auf einmal wieder seinen eigenen Weg und der Zauber war verschwunden. Ich bin gespannt auf das nächste Festival, es gibt ja so viele hier! :)
Also bis nächsten Donnerstag meine Lieben
G-et
A-lways
N-ew
E-nergy
S-pirit &
H-appieness
Happy Ganesha!
Eure Tani
Moin Tani! Bei dem grünen Obst handelt es sich vermutlich um Cherimoya. Halbieren, schwarze Kerne rauspuhlen, dann auslöffeln. Schmeckt lecker! Wir kennen sie von den Kanarischen Inseln.
AntwortenLöschenEuer Strand ist super anzusehen! Geht Ihr da auch baden? Oder sind Brandung und Strömung zu dolle?
Lieb Ahoi von der Ostseeküste :-)
Cathi