Freitag, 21. Dezember 2012

YENTA?! What happened?!

Es braucht immer ein bisschen Zeit, ehe ich zum Schreiben komme. Ich hoffe, ihr habt nicht zu sehnsüchtig gewartet, falls doch, hier ist er nun, der neue Blogeintrag! Es gibt wieder viel zu berichten:
Angefangen mit einem Trip nach Mangalore, wo ich mit Conni im Kino war. Wir haben Breaking Dawn geguckt. Hahaha. Der letzte Film dieser Reihe war einfach wie ein Stück zu Hause. Obwohl, im Kino war es doch sehr indisch: Die Inder haben sorglos telefoniert und sind noch vor Ende des Films aus dem Kino gestürzt, genauso wie sie immer aus dem Bus stürzen, obwohl Endstation ist. ;)
In Mangalore gibt es an sich nicht viel zu sehen. Mit zwei Shopping Centres ist es sehr westlich. Der Kadri Tempel war aber schon einen Besuch wert. Wir haben den Gläubigen zugeschaut wie sie sich in Pool ähnlichen Becken gewaschen haben. Es war schön, die Ruhe zu genießen und das Traditionelle dort wieder zu finden, nachdem wir in die westliche Konsumwelt von Mangalore  hineingesogen wurden.
Letzten Mittwoch war ich dann zu einer Hochzeit eingeladen- wiedermal. Diesmal war es eine Hindu Hochzeit und eingeladen wurde ich von einer der Lehrerinnen, deren Bruder verheiratet wurde. Mit einem Bus voller bunter schnatternder und Musik machender Leute sind wir zu einem Tempel gefahren, wo die Hochzeitszeremonie stattfand. Das Brautpaar wurde gesegnet und musste dann viele Runden gemeinsam um das heilige Feuer herumlaufen. Die Braut war reich geschmückt mit Blumen und Gold, wirkte aber eher verhalten. Auch bei der anderen Hochzeit, die ich erlebt habe, war das so. Es ist aber auch nicht verwunderlich, immerhin wird die Braut in die Familie des Bräutigams gegeben und verlässt ab dem Tag der Hochzeit ihr altes Leben, um mit jemandem zusammen zu leben, den sie erst ein paar Wochen kennt.
Das Essen auf Bananenblättern war sehr sehr lecker. Nur leider essen die meisten Inder immer so schnell, dass ich es gar nicht richtig auskosten konnte. ;) Ich konnte es leider auch nicht richtig identifizieren, was ich da gegessen hab. Auf jeden Fall Reis und Samba, das ist eine Gemüsesoße, immer mit unterschiedlichem Gemüse. Es gab noch anderes Gemüse dazu, aber das hab ich nicht erkannt. Dann gab es Papad, kleines knuspriges gelbes Gebäck. Lassi mit Gewürzen, Mangochutney, Paysam, süßer Brei mit Cashewkernen und leckeren anderen Gewürzen und eine Art süßes Fladenbrot, das ein bisschen mehlig geschmeckt hat. Sehr aufregend! ;)
Danach wurde das Brautpaar beglückwünscht und mit Geschenken überhäuft. Jeder wollte dann noch ein Foto von dem Brautpaar und sich haben, bis die beiden armen Brautleute, bestimmt schon total ausgehungert, auch endlich essen durften!
Mit dem Bus ging es dann zurück zum Haus des Bräutigams, wo es noch weiter ging mit den Festivitäten. Ich musste dann aber leider schon nach Hause, war aber sehr dankbar, dass ich die Hochzeit miterleben durfte. Nach einer christlichen und einer Hindu Hochzeit, die beide arrangiert waren, fehlt mir jetzt nur noch eine Love-Marriage :)

Zudem gab es in den letzten Wochen wieder einmal viele andere Festivitäten. Als ich eines Abends vom Strand zurück kam, war am Weg eine Bühne aufgebaut und ein paar Schüler, die ich dort traf, erklärten mir, dass dort später "Yagshaghana" stattfinden würde. Das ist eine der indischen Geschichten, die mit Tanz und Gesang aufgeführt werden und das die ganze Nacht lang. Als ich Aunty davon erzählte, sagte sie nur "Ah you want to see it?". Nachdem ihre Serie zu Ende war, ging sie tatsächlich mit mir dorthin. Das hätte ich ihr ehrlich gesagt nicht zugetraut. Aber es war ein sehr schöner Abend mit ihr. Sie amüsierte sich prächtig über die Darbietung und erklärte mir kichernd, worum es dabei ging. Auch wenn sie manchmal sehr streng und stur ist, ist sie dennoch eine liebenswerte Frau und ich bin froh, bei ihr gelandet zu sein.
Es stand auch wieder eine Dance Show an. Diesmal in Kundapur, wo ein großes Straßenfest den Anlass gab. Die Show war gut, zumal wir immer mehr in die Dance Class intergriert werden und uns jetzt schon wie ein Teil von ihr fühlen.

Was es noch zu sagen gibt:
Ich habe mir endlich neue Schuhe gekauft. Nach drei Monaten in Trekking Sandalen wird ja der Hund in der Pfanne verrückt.
Meine Aunty hat mir letztens einen Sari geschenkt! WOW
Nicht nur, dass ich das Kopfgewackel übernommen hab, jetzt strecke ich auch meine Hand aus und zeige mit dem Daumen nach oben, um zu fragen "YENTA?" (Was ist los?) 
Meine Angst vor Kühen mit großen Hörnern ist noch immer nicht verschwunden, ich hatte sogar schon mal einen Albtraum, wie mich mehrere Kühe auf einem engen Weg bedroht haben. hahhaa. Ich bin halt ein richtiges Stadtkind!
hahhaha. Letztens meinten wir zu unserem Tanzlehrer, dass wir ne Party am Strand feiern. Und er meinte "What party? Biriyani?" (Biriyani ist ein Reis-Gericht, das es oft zu Functions gibt. Und Party heißt hier anscheinend, dass man einen ausgibt...) hahahahah...
Letztens gab es zum Frühstück eine Überraschung: meine heißgeliebten Banana Buns, die gibt es sonst nie zu Hause.
Auf dem Weg zum Strand treffe ich immer so viele Leute, ich bin den ganzen Weg damit beschäftigt zu winken und hi, bye oder how are you zu sagen...
Als eingefleischter Tolkin-Fan bin ich gleich am ersten Wochenende des Kinostarts nach Mangalore gefahren um ir den Hobbit anzuschauen.

Nun ist auch schon bald Weihnachten, was ich hier kaum mitbekomme. Abgesehen von dem kitschigen Plastikweihnachtsbaum und den noch kitschigeren Dekorationen, mit denen meine Aunty das Wohnzimmer in eine Weihnachtshölle verwandelt hat, gibt es nicht viel, was auf Weihnachten hinweist. Das Wetter ist so unweihnachtlich wie man es sich nur vorstellen kann und dass der Strand unverändert paradiesisch direkt vor meiner Haustür liegt, lässt nur schwer Weihnachtsgefühle aufkommen. Dennoch habe ich mich schon über einige Weihnachtsbriefe- und pakete freuen können! Danke! Also ich wünsche Euch allen wunderschöne (weiße) Weihnachten, ein schönes Zusammensein mit der Familie und entspannte Weihnachtsfeiertage!
Ich sende Euch salzige Meeresluftgrüße! Tata!
Eure Tani

Donnerstag, 29. November 2012

Von Function zu Function

Da bin ich wieder mit neuen Berichten aus dem Land, das mich immer wieder überrascht. Auch nach knapp drei Monaten kenne ich mich hier noch längst nicht mit allem aus.
Letzte Woche hatte ich mein 3-Monats-Seminar. Aber noch sind es nicht ganz drei Monate, die ich jetzt hier bin. Es kommt mir einerseits wie eine ewig lange Zeit vor, andererseits ist die Zeit so schnell vergangen, was mir ein bisschen Angst macht, wenn ich die nur acht Monate betrachte, die ich noch vor mir habe.
Das Seminar war ganz okay. Es war ganz gut, sich mal mit anderen auszutauschen, aber im Allgemeinen hat es mir nicht viel gebracht. Ich brauchte aber auch keine Hilfe. Mit meinem Koordinator Daya komme ich super klar. Er ist sehr ruhig, aber versteht mich gut. Er kümmert sich wirklich gut und er ist schon so nen kleiner Papa. Also da habe ich echt Glück gehabt, dass ich ihn erwischt habe.
Nach dem Seminar war ich noch mit anderen Freiwilligen in Manipal, um dort zu feiern. Manipal ist eine Studentenstadt, 15 Minuten von Udupi entfernt. Der Club, in dem wir waren, war sehr westlich. Allerdings hatte der Dance Floor nur eine Stunde geöffnet, was ich sehr befremdlich fand. Ich war auch ein wenig damit überfordert, dass alles so war, wie es war. Das war mir nicht genug Indien. Nachdem die Nacht im Club schon früh beendet war, gabelte uns ein superreicher Inder auf. Sein Hauptargument, warum wir ihm vertrauen sollten, war, dass er ein deutsches Auto fuhr, einen BMW. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich in meinem Leben zuvor schonmal in einem BMW saß. Hahhaha!
Er nahm uns mit zu seiner Strandvilla mit Privatstrand und Köchin, die uns sofort etwas kochte, als wir ankamen. Es war schon beeindruckend, das alles so zu sehen. Aber es war nicht unbedingt positiv. Die ganz simple Realität, dass es reiche und arme Menschen gibt, war auf einmal nicht mehr simpel. Ich empfand es in diesem Moment als äußerst ungerecht und ich fühlte mich fehl am Platz in dieser riesigen Villa.
Manipal hat mich nicht so überzeugt, es war nichts Halbes und nichts Ganzes. Es war nicht Indien, aber es war auch nicht Europa, es war eine Möchtegernmischung, die mir nicht gefallen hat. Deswegen war ich auch froh, als ich am Samstag wieder zu Hause in Trasi ankam, wo mich  bekannte Gesichter freundlich auf der Straße begrüßten.
Am Abend nahm meine Aunty Laetitia und mich mit zu einer Function. Alles, was hier ein Fest ist heißt Function und aus jedem Anlass wird auch ne Function gemacht. Diesesmal war es der Vorabend einer Hochzeit. Der Bräutigam war ein Cousin 2. Grades meiner Aunty. Begleitet von Musik, Gebeten und viel Essen wurde er von allen nahen Verwandten an diesem Abend mit Kokosnussmilch übergossen, so dass er für den nächsten Tag gesegnet war. Es war ein sehr lustiges Fest und steigerte die Vorfreude auf die Hochzeit am nächsten Tag.
Die Hochzeitsmesse war eher langweilig, was wahrscheinlich daran lag, dass Laetitia und ich nichts verstanden. Dafür hatten wir umso mehr Zeit, die vielen bunten Saris näher zu betrachten. Als dann das eigentliche Programm anfing, mit Torte anschneiden, Goldkette umhängen und Hochzeitstanz war die Stimmung so ausgelassen, dass Laetitia und ich uns sogar ebenfalls dazu hinreißen ließen, indisch unsere Tanzbeine zu schwingen ;)
Nach dem Essen haben wir uns dann auf den Rückweg gemacht, auf dem uns lauthals lachend über das Erlebte unterhielten. Aber leider findet alles sein Ende. Es war Laetitias letzter Tag. Sie kam noch mit zur Dance Class, um sich auch von den Leuten dort zu verabschieden. Und dann stand unser Abschied an. Die letzten drei Monate hatte ich mit ihr verbracht, wir hatten so viel zusammen erlebt und ausgerechnet jetzt wo wir uns immer besser verstanden und sie wie eine Schwester für mich war, war ihre Zeit um. Dementsprechend indisch herzzerreißend war auch unser Abschied!
Am Abend war ich dann ungewohnter Weise ganz alleine in meinem Zimmer. Das war auf einmal ein ganz neues Gefühl. Meine Gastschwester Deryl wirkte ebenfalls ein wenig betrübt. Laetitia wird uns beiden hier schon fehlen mit ihrer fröhlich verrückten Art.
Am nächsten Tag, als wäre es noch nicht genug mit den ganzen Functions, stand die nächste an. Allerdings hatte diese keinen fröhlichen Anlass. Es war die Ein-Jahr-Todes-Tags-Function vom Vater meiner Aunty. Wieder ein Gottesdienst, Gebete am Grab und Essen. Leider konnte ich die Veranstaltung nicht ganz so genießen, sofern man eine Veranstaltung zu solch einem Anlass genießen kann. Ich bin in der Kirche erstmal abgeklappt, hab ja ohnehin wieder nichts verstanden. Also hab ich nicht viel verpasst. Aber macht euch keine Sorgen, mir geht es wieder gut, ich kenn mich ja schon aus mit Ohnmacht. Außerdem haben sich alle sehr rührend um mich gekümmert: "What happened, are you okay now?! Yesterday you were dancing so nice and today you are so weak!?" Hahaha. Na immerhin konnten sie sich daran erinnern, dass ich schön getanzt hab. ;)
Das waren sie also die indischen Functions. Heute haben wir immernoch von dem übrig gebliebenen Fish Curry gegessen.
Nächste Woche bin ich schon wieder zu einer Hochzeit eingeladen, diesmal eine Hinduhochzeit im Tempel. Da bin ich schon sehr gespannt drauf.
Am Dienstag und heute war ich nach der Schule am Strand, hab den Sonnenuntergang bewundert und getanzt.
In der Schule läuft es super. Die Kinder verstehen meistens, was ich von ihnen will oder sie tun netter Weise so und nicken mit indischem Kopfgewackel. In der letzten Stunde spiele ich mit den Kindern dann immer Federball, Volleyball oder heiße Kartoffel. Das ist immer sehr amüsant.
Was es noch zu sagen gibt:
Mittlerweile treffe ich, sobald ich vor die Tür gehe, Leute, die ich kenne. Entweder aus der Schule, von der Dance Class oder von irgendwelchen Functions ;)
Die indischen Werbeslogans kann ich schon mitsingen, obwohl ich noch nie einen gesehen habe.
Jeden Tag übe ich Kannada-Buchstaben zu schreiben und diese Schrift wird nicht umsonst Popcorn-Schrift genannt ;)
Die Buspreise sind um 2 Rupien angestiegen.
Auf die Frage "What do you know about England?" sagte ein Schüler "Pig!" und schaute mich ganz erwartungsvoll an, damit ich ihm die Antwort als richtig bestätigte.
Nach drei Monaten bin ich auch auf dem Geschmack gekommen, Nightys zu tragen. Das sind lange Oma-Nachhemden in allen möglichen Farben und Mustern.
Das Kopfwackeln habe ich schon übernommen. Es war sogar das erste, was ich tat als ich aus meiner Ohnmacht aufwachte, um meiner Aunty zu sagen, dass es mir gut geht.
"okay, okay" + Kopfwackeln, so kommuniziere ich hier den ganzen Tag. Oder ich sage "Ja Boaa!" um meine Verwunderung auszudrücken ;D

Tata! Bye und Kopfgewackel!
Eure Tani



Donnerstag, 15. November 2012

Just Dance!

Nachdem meine liebste Mama letzte Woche für mich den neuen Post veröffentlicht hat (Danke!), ist wieder einmal viel passiert.
In der letzten Woche bin ich in der Schule so richtig aufgegangen. Die Woche war auch insofern besonders als dass es keinen freien Tag gab ;). Eine ganz normale Woche. Ich war hochmotiviert und die Kinder waren es ebenfalls. Alles, was ich mit ihnen machtes, nahmen sie super auf. Ich war sehr dankbar und froh, Zeit mit ihnen verbringen zu können. Wir lachten viel und lernten uns immer besser kennen.
Am Wochenende war ich dann mit Jana in Goa. Einen Trip, den wir eher spontan machten und auch dementsprechend vorbereitet waren. Nämlich so gut wie gar nicht. Das hatte aber auch etwas :D Zwei Nächte und einen Tag verbrachten wir im europa-ähnlichen kleinen Bundesstaat nördlich von Karnataka. Wir waren überrascht, dass dort einfach alle Englisch konnten, vom Busfahrer bis zum kleinen Shopbesitzer. Das war aber noch ein eher harmloser Unterschied zu Karnataka. Als wir mit der Rikscha am Baga Beach ankamen, fielen uns fast die Augen aus dem Kopf. Touristen in Shorts, kurzen Röcken, schulterfreien Tops und an jeder Ecke Bars und Clubs. Das hatten wir so nicht erwartet und wir waren ehrlich gesagt geschockt. hahhaah :D ("Guck die doch nicht so offensichtlich an!")
Als wir uns dann auch in dieses Getümmel stürzten, war es anfangs sehr befremdlich, aber wir konnten uns schnell an das Partytreiben gewöhnen und hatten dann doch eine sehr amüsante aber verrückte Zeit in Goa. Wir tanzten, tranken und lernten viele Leute kennen, die uns nach Mumbai, Delhi und Bangalore einluden. ;) Kurzum wir hatten Spaß. Es war etwas komplett anderes als das, was wir aus Karnataka kannten. Und daher erlitten wir wieder einen Umkehrschock als wir zurück nach Hause kamen.
Zum Glück mussten wir auf das Tanzen nicht verzichten: Wir freuten uns riesig auf unsere Dance Class. Die Proben waren nun sehr intensiv, da wir einen Auftritt an Diwali haben sollten.
Endlich war es dann so weit, Dienstag, Diwali. Diwali ist das größte Festival der Hindus, das Lichterfest, an dem viele Lichter angezündet, Gebete gesprochen und lecker gegessen wird. Das habe ich mir jedenfalls sagen lassen. An Tagen wie diesen ist es schade, dass ich nicht in einer Hindu-Familie lebe. Der Tag war hier zu Hause nichts Besonderes. Außer dass ich mit meiner Mama telefoniert hab, um ihr zum Geburtstag zu gratulieren. Telefonieren geht echt gut hier, besser als skypen. Es gibt wohl eine Vorwohl mit der man nur nen 1 cent pro Minute bezahlt. Also ich würde mich freuen, wenn ihr mich mal anruft ;)
Am Nachmittag gings dann los zur Dance Show, zwei Stunden von hier mit dem Bus entfernt. In den Bus hätten in Deutschland vielleicht so um die 30 Leute gepasst. Aber da wir ja in Indien sind, waren es so ungefähr 50 :D Alle waren gespannt und voller freudiger Erwartung. Wir sangen und tanzten im Bus und bewunderten die an uns vorbeiziehenden Diwali-Feierlichkeiten, die wie eine Mischung aus Silvester und Weihnachten waren. Überall hingen Lichterketten und an jeder Straßenecke machten sich Jungs über Feuerwerkskörper her.
Die Show in Honnavara fand draußen statt und war anscheinend auch eine Diwali-Veranstaltung. Jana, Marlene und ich wurden in Kostüme gesteckt, die stark an Zirkus erinnerten. Aber als wir sahen, dass unsere Boys ebenfalls wie Clowns aussahen, waren wir beruhigt ;)
Der Auftritt lief gut. Zum Glück waren wir schon fast ganz am Anfang dran, so dass wir danach in aller Ruhe die anderen Tanzschüler aus unserer Tanzschule bestaunen und beklatschen konnten. Sie waren wirklich alle sehr gut und wir waren schon ein bisschen stolz, Teil dieser Tanzschule zu sein.
Die Nacht verbrachte ich bei Jana, weil meine Gastmutter nicht wollte, dass ich so spät nach Hause komme. Den nächsten Tag verbrachte ich dann auch noch bei Jana in Gangolli, was nur 5 Minuten mit dem Bus von mir zu Hause entfernt ist. Ihre Familie ist so nett, ich habe sie sofort ins Herz geschlossen. Der Gastbruder nahm uns mit auf einem Boot auf eine kleine Insel. Ein wirklich schöner und total spontaner Ausflug.
Heute in der Schule kamen die Kinder, die auch bei der Dance Show dabei waren zu mir und wollten mit mir darüber reden und sagten mir, dass mein Dance super war. Das Gleiche konnte ich nur zurückgeben. Diese Schüler sind für mich schon mehr wie Freunde als wie Schüler, zumal ich ja auch nur einige Jahre älter bin als sie. Heute in der Schule war es ansonsten wieder mehr so larifari, weil ja morgen schon wieder Freitag ist und dann Wochenende... Aber das ist ja nichts Besonderes hier ;)
Im Moment bin ich wirklich glücklich. Alles wird immer noch besser. Ich kann es gar nicht fassen und bin die ganze Zeit am Staunen, dass man so viel Glück auf einmal empfinden kann.
Was es noch zu sagen gibt:
Ich habe mittlerweile nur noch Ohrwürmer von indischen Liedern.
Überall wo ich jetzt bin, versuche ich Kannada-Wörter zu entziffern, auch wenn ich dann die Bedeutung nicht verstehe.
Viele Eltern geben ihren Kinder hier Namen mit den gleichen Anfangsbuchtstaben, z.B. Prajwal, Pooja und Prathwik.
So langsam wird es hier kalt. Als ich meine Gastmutter heute morgen auf dem Flur getroffen hab,  meinten wir beide nur: "ooh, very cold!" und sind wieder ins Bett gegangen :D

Also ich melde mich bald wieder.
Tata!
Eure Tani



Ein winziges Stück der Vielfalt Indiens


Meine Urlaub und das Workcamp waren super. Und genauso ging es auch danach weiter.


Zuerst waren wir in Ooty, das ist schon in Tamil Nadu. Ein kleines Dorf in den Bergen gelegen. Aber aufgrund mangelnder Vorbereitung wussten wir nicht viel darüber.Wir wussten nicht einmal die Dauer der Busfahrt und waren überrascht als wir am Samstag um zwei in den Bus stiegen und man uns sagte, dass wir Sonntag Nachmittag in Ooty sein würden. "Was so lange?!" Auch als wir in Ooty ankamen, wurden wir abermals überrascht, diesmal vom Wetter. Es regnete und es war kalt. Also war das erste, was wir dort machten, uns Pullover und Turnschuhe zu kaufen. Danach konnten wir uns auf die unter Nebel und Regen verschwindende Stadt konzentrieren, die etwas Mystisches an sich hatte. Wir fühlten uns wie im kalten herbstlichen Europa und wunderten uns unablässig über dieses Indien, das uns immer wieder überraschte. Die Stadt war an einem Hang gelegen mit kleinen Straßen, die sich schlängelten und trotz des Regens voller Leute waren. In jedem zweiten Laden wurde "Home made chocolate" verkauft, was wir uns natürlich nicht entgehen ließen. Leider schmeckte die Schokolade eher wie Zucker mit Fett. Aber immerhin war es Schokolade ;) Diese Leckerei genießend standen wir ein wenig oberhalb der Stadt und bewunderten den Anblick, der sich uns bot: Viele bunte Häuser dicht an dicht an den Hang gedrängt überzogen von einem Nebel, der sich über die ganze gewaltige Berglandschaft dahinter zog. Das Ausmaß dieser Landschaft konnte man durch die Schwaden nur erahnen, wo sich ab und zu die Spitze eines grün bewachsenen Berges zeigte.
In Ooty schauten wir uns den botanischen Garten, ein paar Kirchen und den Rosegarden an. Es hatte etwas Englisches an sich, im Regen durch die gepflegten Gärten zu schlendern.
Das Highlight von Ooty war die Tea Factory, wo wir sahen, wie die ringsrum angepflanzten grünen Teeblätter zu schwarzen Teekrümeln verarbeitet wurden. Außerdem gab es ein paar Tafeln, auf denen die Geschichte des Tees und vor allem des Tees in Indien erzählt wurde. Die Engländer brachten den Tee von China nach Indien, wo heute Darjeeling, Assam und Nilgiris die bekanntesten Sorten sind. Live in der Nilgiris-Region zu sein und sich vorzustellen, dass der Tee von da aus in die ganze Welt exportiert wird, war sehr beeindruckend. So beeindruckend, dass ich natürlich auch gleich ein bisschen Tee kaufte ;)
Von Ooty aus ging es weiter nach Mysore, wo wir pünktlich zum Dasara Festival (Elefanten-Festival) ankamen. Hier war es wiederrum unerwartet warm, also war das erste, was wir Mysore taten, alle Klamotten und Schuhe wieder auszuziehen und in unseren Rucksäcken zu verstauen. Da wir nicht viel Zeit in Mysore hatten, schauten wir uns am ersten Tag an, wie Räucherstäbchen, Zigaretten und Öle gemacht wurden. Am Abend bewunderten wir die magische Schönheit des Mysore Palace. Als es dann dunkel wurde und alle Lichter des Palastes aufleuchteten, ging ein Raunen durch die ganze Menge, die davor wartete. Nachdem es viele "Oohs" und "Aahs" gegeben hatte, wurden Kameras gezückt und fleißig fotographiert. Wir wurden sogar von mehrern Kamerateams interviewt ;) Am Abend trafen wir uns mit vielen anderen Freiwilligen, die entweder in Mysore arbeiteten oder genau wie wir für das große Festival kamen.
Denn am nächsten Tag war das Ende des neun Tage lang gefeierten Dasara-Festivals. Es wurde mit einer großen Parade und einer Light Show abgeschlossen. Da wir wussten, dass viele viele Leute kommen würden, suchten wir uns schon früh morgens einen Platz. Wir setzten uns hinter eine nette Familie und warteten. Und warteten. Und warteten. Wir warteten ungefähr 5 Stunden unter der erbarmungslosen Sonne, bis die Parade begann. Es wurde uns dann auf unseren Plätzen zu eng und wir kletterten über den Zaun und saßen ganz in der ersten Reihe auf der Straße, wo wir bunt geschmückte Wagen und kostümiert tanzende Leute bestaunten. Mit uns staunten soo viele Leute, es war unglaublich. Als dann vier Elefanten die Parade beschlossen, flippten alle Inder förmlich aus. Für uns war das ein wenig befremdlich, weil wir dachten, dass Elefanten für Inder noch eher alltäglich sind als für uns Europäer :D Aber später ließ ich mir erklären, dass einer der Elefanten ein heiliges goldenes Relikt auf dem Rücken trug, das die Heimstätte des Gottes ist, der an Dasara gefeiert wird. Mhh, alles ein bisschen diffus, ich weiß wirklich viel zu wenig darüber.
Am Abend sahen wir die Show, die ebenfalls sehr beeindruckend war. Am schönsten war die Torch Light Parade (Fackelparade) anzusehen. Ungefähr 500 ganz in weiß gekleidete Männer hielten in beiden Händen je eine Fackel und marschierten in vielen Formen. Es war definitiv ein würdiger Abschluss für das Festival, den die Männer der Karnataka Police einstudiert hatten. Gekrönt wurde das Ganze noch von einem wunderschönen Feuerwerk.
Nichtsdestotrotz waren wir alle froh als wir am nächsten Tag den Menschenmassen aus Mysore ins ruhige Madikeri entfliehen konnten. Madikeri liegt zwischen Mysore und Kundapur und ist genau wie Ooty ein wenig höher gelegen. Aber im Gegensatz zu Ooty war es hier nicht kalt.
Madikeri ist eine schöne Stadt mit umringt von Bergen mit einem schönen Tempel, vielen Geschäften und Restaurants. An unserem ersten Tag besuchten wir den Markt, auf dem es Gemüse, Obst, Fisch und Gewürze gab. Ein stinknormaler Markt, der mich aber so faszinierte, dass ich den ganzen Tag dort hätte verbringen können.Von Madikeris Fort aus hatten wir eine schöne Sicht über die Stadt und konnten den Sonnenuntergang genießen. Nach dem köstlichen Essen machten wir unseren Abendspaziergang durch die Straßen und stießen dabei auf einen Tempel, der beleuchtet war wie der Berliner Weihnachtsmarkt (hahahah, wenn Conni das liest wird sie gar nicht begeistert sein. Sie kommt aus Sachsen und als ich sagte "Boah das sieht ja aus wie aufm Weihnachtsmarkt" war sie geschockt und meinte, dass Weihnachtsmärkte doch ganz anders aussehen würden - ja in Dresden vielleicht ;D). Im Tempel gab es ein Fest, das noch immer zum Dasara-Festival gehörte.Viele Menschen waren da, es gab viel zu essen und die Kinder umringten uns sofort, fragten nach unseren Namen, unserem Land und ob wir ausländische Münzen hätten :D Dort lernten wir einen jungen Inder kennen, der uns auch prompt zu einer Jeep Tour einlud, die er am nächsten Tag mit ein paar Freunden machen wollte. Das konnten wir ihm natürlich nicht abschlagen und sehr zufrieden machten wir uns auf den Weg nach Hause.

Am nächsten Tag standen wir früh auf und waren uns nicht so ganz sicher, wie fest wir wirklich verabredet waren. Aber schon nach kurzer Wartezeit vor unserem Hotel kam Banji vorbei und winkte begeistert, dass wir doch schnell einsteigen sollten. Banji, dessen Name uns viel Freude bereitete, da wir ihn versehentlich ständig in Manju, Banju oder Bandi abwandelten, war eine lustige Person. Noch mehr lachen mussten wir, wenn er lachte, weil er dabei seine Schultern hochzog, den Kopf senkte und vor sich hinkicherte. Er sah aus als wäre er einer Trickfilmserie entsprungen. Nachdem wir seine Freunde eingeladen hatten, ging es zu zwölft in den Jeep gequetscht los. Indian Style.
Die Inder kamen aus Hyderabad, sprachen sehr gut Englisch und waren in Tommy Hilfiger und Calvin Klein gekleidet. Dagegen gaben wir in unseren Chudidas (der traditionellen indischen Kleidung) einen großen Kontrast ab. Mit Zac, dem 3 jährigen Sohn des einen, hatten wir ebenfalls sehr viel Spaß. Lachend, singend und tanzend wurden wir von Banji auf eine große Hügelgruppe gefahren. Von dort oben war die Sicht einfach atemberaubend. Der Wind wehte und die ringsum grünen Berge ließen mich wieder staunen. Das ist Indien?!
Auf dem Rückweg legten wir noch eine kurze Badepause an einem idyllischen Fluss ein. Und als wäre der Tag noch nicht perfekt genug gewesen, luden uns unsere neuen indischen Freunde zu einer Party in ihrem Haus am Abend ein. Die Party war super und auch die erste, die wir je in Indien hatten. Wir tanzten zu indischer und englischer Musik, saßen um ein Lagerfeuer herum und genoßen die Gesellschaft der netten Inder.
Am nächsten Tag ging es ereignisreich weiter. Wir machten einen Ausflug in die Kaffeeplantagen, die überall um Madikeri herum gelegen sind. Dort zeigte uns der Besitzer nicht nur Kaffee, sondern auch Pfefferpflanzen, Kardamom, Reisfelder, 400 Jahre alte Mangobäume, Avocadobäume, Guavenbäume, Grantapfelsträucher, Chikoosträucher und vieles mehr. Zu guter letzt lud er uns auf eine Tasse Kaffee ein - was sonst ;) Zurück in Madikeri stiegen wir in den Bus zum 40 km entfernten Golden Tempel, ein buddhistischer Tempel, wo 5 000 Mönche und 20 000 Exiltibeter leben. Leider war dieser Ort voll von Touristen, was den Glanz des Tempels ein wenig abschwächte. Allerdings unterhielten wir uns lange mit einem der Mönche, der aus Bhutan kam. Er erzählte uns viel über das Leben in den Tempelanlagen und über sein Studium der buddhistischen Lehre. Sehr interessant. Diese Begegnung regte uns an, über Relgionen nachzudenken und über unsere Rolle hier als Volonteers. Sie klang noch bis zum Abend nach, an dem wir in den Sleeperbus zurück nach Kundapur stiegen.
Eine Reise, die noch länger nachklingen wird als nur eine Nacht lang im Sleeper. Wir haben so viele neue Seiten von Indien gesehen und so langsam beginne ich zu verstehen, was "Diversity of India" wirklich bedeutet. Das ist Indien!
Zurück zu Hause, und mittlerweile ist es wirklich mein zu Hause, habe ich mich so gefreut, Aunty und Deryl zu sehen. Außerdem habe ich mich auf die Dance Class gefreut und auch auf die Kinder in der Schule. Mittlerweile läuft es in der Schule super. Ich bin begeistert von den Kindern. Ich lerne sie jetzt wirklich kennen und lieben.
was es noch zu sagen gibt:
Das Mysterium um die herumliegenden Schuhe scheint gelöst zu sein: Die Inder entsorgen ihre Schuhe einfach im Straßengraben, wie auch den anderen Müll. Eine simple Erklärung, die aber einleuchtet, da sie Schuhe nur schlecht weiterverwerten können...
Anscheinend haben doch nicht alle Inder einen Schnurrbart :D hahahha
Whisky mit Wasser gemischt macht irgendwie keinen Spaß...
Ich habe mir vorgenommen, dass ich alle Quizfragen, die mir als Spam-sms gesendet werden, am Ende des Jahres beantworten kann :D
Ich bin nach wie wor ein Fan von Spinat, in jeder Form.
Ich werde bald mit meiner Dance Class irgendwo auftreten, ich bin schon ganz gespannt. 

Also macht es gut. Bis bald
Namaskara und Tata

Eure Tani

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Mehr Energie, bitte!

Kein Strom= keine Fotos!
Es tut mir leid, dass es diesmal keine Fotos gibt, aber in letzter Zeit war hier wirklich sehr oft Powercut, was sich leider nicht verträgt mit dem Hochladeprozess für die Fotos. Der fehlende Strom hat auch letzte Woche meinen Plan durchkreuzt, den Blog zu schreiben... Ich schaffe es immer gerade so mit Müh und Not meinen Handyakku aufzuladen.

Die Wochen waren wiedermal ereignisreich und einzigartig. Auch nach fünf Wochen ist noch keine Routine eingekehrt, es bleibt nach wie vor spannend und viele neue Dinge passieren mir hier.
Am letzten Wochenende war ich mit vielen anderen Freiwilligen auf St. Mary´s Island, einer kleinen Insel in der Nähe von Udupi. Leider war es dort sehr voll, was vermutlich der Größe der sehr winzigen Insel zuzuschreiben war. Nichtsdestotrotz war es ein schöner Tag mit den anderen.
Außerdem habe ich eine Bollywood Dance Class in Trasi gefunden, die nur 5 Minuten von mir entfernt jeden Samstag und Sonntag stattfindet. Also habe ich mir Laetitia geschnappt und zusammen mit Marlene haben wir das mal ausprobiert. Anscheinend probten sie dort gerade für eine Art Show und Jugendliche in jedem Alter nahmen daran teil. Wir stellten uns einfach dazu und wurden auch sofort herzlich begrüßt und eingeladen mitzumachen. Mittlerweile waren wir schon sehr oft dort und sind ein Teil der Boysgroup geworden ;D Es macht wirklich Spaß und ich bin froh, diese Gruppe gefunden zu haben. Der Lehrer spricht zwar kaum Englisch, gibt sich aber unseretwegen sehr viel Mühe. Wenn er dann aber doch mal am Verzweifeln ist, dann sagt er Sachen wie: "Boys, What happened?! Dancing Style is no!!!" Hahaha...
Am Montag war ich mit Conni in Kundapur shoppen, wo wir einen Schreibwarenladen und viele Klamottengeschäfte reich machten ;)
Dienstag fing dann das Workcamp an, wo wir am Strand Kokusnussblätter flechten sollten, um daraus eine Hütte bauen zu können. Offiziell sind wir Teil des Schildkrötenprojekts und diese Hütte soll eine Art Informationsstand am Strand werden. Die einheimische Bevölkerung soll darüber aufgeklärt werden, dass die Schildkröten keinesfalls Fische fressen und dass es wichtig ist diese zu schützen. Dazu ziehen wir auch manchmal mit Flyern in der Tasche los in die Dörfer am Strand und in die Häfen, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass die Schildkröten geschützt werden müssen.
Oder wir malen riesige Schildkrötenbilder an Hauswände (natürlich ganz legal :D), was mir ganz besonders viel Spaß macht. Heute haben wir dann auch als krönenden Abschluss ein Theaterstück aufgeführt, das die Probleme für Schildkröten darstellen sollte.
So viel nur zu dem, was ich gemacht habe in den letzten beiden Wochen.
Jetzt zu dem, was ich gedacht habe und wie es mir so ergangen ist:
Inzwischen bin ich dabei, Indien still zu beobachten.
Ein Passbild einer alten Frau, das ich auf der Straße gefunden habe, hat mich darüber nachdenken lassen, wie viele Menschen es in Indien gibt. Und diese Frau ist nur eine einzige von ihnen und ihr Gesicht erzählt seine ganz eigene Geschichte. Nun versuche ich mir vorzustellen, wie viele Geschichten es in Indien wohl geben mag.
Mir ist aufgefallen, dass ich seit fünf Wochen nicht alleine war. Es war immer jemand um mich herum, sogar auf dem Weg zur Schule wurde ich von den Lehrerinnen abgeholt. Als ich dann zum Workcamp am Strand entlang gelaufen bin, hatte ich viel Zeit für mich und es war wunderschön einfach zu laufen und für mich zu sein. Seitdem laufe ich jeden Morgen eine Stunde zum Workcamp erst durch Trasi, dann am Highway entlang, der auf der einen Seite von Strand und auf der anderen von einem Fluss gesäumt ist, bis mir schließlich die kühlen Wellen die Füße umspülen und ich am Maravanthe Beach angekommen bin.
Immer wenn Stromausfall (Power Cut) ist, wird alles dunkel und ruhig. Manchmal kommt es äußert ungelegen, aber mittlerweile habe ich mich daran vollkommen gewöhnt. Denn vieles läuft hier eher spontan. Ob wir im Dunkeln die Dance Class fortsetzen oder statt fernzusehen ins Bett gehen, so ein Power Cut hält mich auf Trap und gibt den Situationen immer einen ganz besonderen Charme.
Wenn dann die Lichtenergie ausfällt, fordert der Tanzlehrer von uns umso mehr "energy and power" und das nach drei Stunden Training :) Wer da noch Energie hat, ist wirklich zu bewundern.
Auch ansonsten fehlt es mir hier manchmal an Energie, das alles zu machen, was ich machen will. Die vielen Dance Classes, ob nun traditionell oder semi-classical, machen so viel Spaß, aber da bleibt natürlich nicht mehr viel Zeit für anderes. Wie zum Beispiel den Unterricht planen oder den Blog schreiben. Das tut mir leid, aber andererseits genieße ich es mit Indern zu tanzen und immer wieder neue Leute zu treffen. Also seid geduldig mit mir, ich werde Euch trotzallem nicht vergessen!

Nächste Woche werde ich nach Mysore zum Elefantenfestival fahren und noch die ganze Umgebung erkunden, also müsst ihr Euch zum nächsten Blogeintrag nochmal ein wenig gedulden! In zwei Wochen dann wieder, versprochen! 

Tata (was man hier zum Abschied sagt und was, wie mir ein Inder heute stolz erklärt hat, jetzt sogar schon international verwendet wird :D )
Eure Tani 

Freitag, 5. Oktober 2012

Die Magie von Hampi

















Dieser Eintrag ist hauptsächlich Hampi gewidmet. Hampi ist mit dem Bus ins Landesinnere 10 Stunden von Kundapur entfernt im Norden von Karnataka.
Die letzten vier Tage dort waren atemberaubend und klingen noch immer in mir nach wie ein Traum, der einen auch nach dem Erwachen nicht mehr loslässt.
Als wir uns am Freitag zu dritt auf den Weg machten, hatte ich keine Ahnung, was mich dort erwarten würde. Carlo, der Italiener, meinte, dass diese Tempellandschaft und die Ruinen bis jetzt das Beste waren, was er in Indien gesehen hatte. Mmh na gut, dann lass uns doch einfach mal nach Hampi fahren, haben wir uns gedacht.

Schon die Fahrt dorthin war ein Abenteuer: Im Sleeperbus wurden wir in unseren Betten 10 Stunden lang durchgeschüttelt und kamen trotzalledem ausgeruht am nächsten Morgen in Hospet an, von wo aus wir den Bus nach Hampi nahmen. Schon als der Bus seine Türen öffnete, stürmten uns eifrige Inder entgegen, die versuchten uns in ihr Guest House zu locken. Umringt von einer Horde lautstark schnatternder Männer, rettete uns Rama mit seiner Rikscha, mit der er uns für 10 Rupien überall hinbringen wollte. Was für eine Ironie, da ich doch gerade noch in der Kannada Lesson am Tag zuvor den Satz "Oh Rama save me!" gelernt hatte. Wir ließen uns ins Garden Paradies bringen, das uns von anderen Freiwilligen empfohlen worden war. Nach dem Frühstück mit wunderbarer Aussicht auf den Fluss holte uns Rama wieder zu einer Tempeltour ab, zu der wir uns von ihm hatten überreden lassen. Alles natürlich ganz in Ruhe ("Shanti Shanti!"). Wir hatten ungeheuer viel Spaß mit ihm als er uns gegen einen Baum fuhr und sich damit entschuldigte, dass er noch nicht so lange im Rikscha-Business sei, als er statt zu hupen den Leuten auf der Straße lustige Sprüche zurief oder als er uns erklärte, dass er nicht mal eine Hupe hätte.
Er brachte uns zu vielen Tempeln, gab uns eine kurze Erklärung und schickte uns mit dem Auftrag hinein ein paar Fotos zu machen. Diese Bilder konnten natürlich keinesfalls auf einem Foto festgehalten werden. Jahrhunderte alte Tempel, die unverwüstlich in den Himmel aufragten und uns durch ihre vielen kleinen Details verzauberten. Hinzu kam noch, dass wir fast alleine waren und somit die Ruhe und Schönheit dort voll auskosten konnten.
Aber nicht nur die Tempel kamen uns unwirklich vor. Hampi war keine Tempelstadt, Hampi war ein riesiges Reich. Es erstreckte sich über eine große Fläche. Das gesamte Royal Center breitete sich vor unseren Augen aus als wir auf einen kleinen Hügel stiegen. Doch auch die Landschaft leistete ihren Beitrag. So weit das Auge reichte sah man riesige rotbraune Felsbrocken und überwältigt davon, fragte ich mich natürlich wie diese dorthin gelangt waren. Ramas Erklärung war eher religioser Art, was mich nicht so ganz bezufriedigte: "Shiva hat sein drittes Auge geöffnet, weil er aus irgendeinem Grund sauer war und dann ist dieses Chaos von Steinen entstanden. Deshalb beten wir auch immer, er möge nicht sein drittes Auge öffnen!" Im Reiseführer stand in einem Nebensatz etwas von lang zurückliegender Vulkanaktivität und Erosion. Mmh, da muss ich wohl nochmal genauer recherchieren :)
Zum Mittag setzte uns Rama in einem Restaurant ab, wo wir Thali aßen. Das bestellen hier anscheinend die meisten Inder, wenn sie in ein Restaurant gehen. :)
Als krönenden Abschluss des Tages brachte uns Rama auf einen Berg, von dem aus wir den Sonnenntergang beobachten konnten. Wir konnten noch einmal das ganze Reich überblicken und in dem goldenen Licht der Abendsonne kam es uns vor als wäre Hampi wieder zum Leben erwacht und erstrahle in seinem alten Glanz.
Die nächsten Tage genoßen wir ganz shanti shanti, machten ein paar Wanderungen unter anderem zum Hanuman-Tempel (Hanuman ist der Affengott), zum Wasserfall, der unglücklicher Weise zu dieser Jahreszeit nicht wirklich existierte und auf den Matangha Hill, um den Sonnenaufgang zu bestaunen. In diesen Tagen haben wir so viel gesehen, was ich einfach kaum beschreiben kann, deswegen gibt es diesmal einfach ganz viele Fotos, in der Hoffnung, ihr könntet euch ansatzweise ein Bild von dieser Schönheit machen.
Zum Glück hat es am Dienstagabend geregnet, sonst wäre uns der Abschied von Hampi bestimmt um einiges schwerer gefallen. Am Abend kamen wir wieder in Hospet an, von wo aus unser Sleeper zurück ging. Hospet ist eine größere Stadt, die aber laut Reiseführer langweilig und laut Rama ugly sein soll. Mmh naja, viel haben wir auch nicht gesehen von der Stadt, wir waren eher damit beschäftigt, uns nicht im Gewusel zu verlieren und unseren Bus zu finden...
Auf der Rückfahrt hatte ich glücklicherweise ein Doppelbett für mich alleine, was ich nutzte um kreuz und quer zu liegen, ohne jemanden dabei zu stören :D Um 7 Uhr morgens kamen wir  in Kundapur an und wir alle drei machten uns noch halb im Schlaf auf in unsere Schulen. Da wir aber das ganze Wochenende eifrig gemeinsam Pläne geschmiedet hatten, was wir mit unseren Klassen so machen könnten, hatten wir ein sicheres Gefühl und fühlten uns selbst jetzt in der Lage zu unterrichten. Außerdem ist Freitag eh der letzte Schultag vor den großen Ferien, also bloß kein Stress! Shanti Shanti! :D

Was es noch zu sagen gibt:
Mit dem Bestellen in Restaurants komme ich immer besser klar, ich kann mir unter fast allem irgendwas vorstellen.
Im Bus übe ich jetzt immer die gefühlten hundert verschiedenen Handbewegungen, die ich für den indischen Tanz brauche.



Hannah, Conni und ich haben uns mal die indischen Männer näher angeschaut und wirklich fast alle haben einen Schnurrbart.
Ich bin hier ganz begeistert von den Book Shops und hab in Hampi auch gleich mal ein paar Bücher gekauft: "Favourite Fairy Tales" mit vielen Grimm´schen Märchen, "Arabian Nights for children" die ich meinen Kinder vorlesen kann und das "Ramayana" als Comic, was eine Art Volkgeschichte Indiens ist.
"Amerikaner plus Afrikaner sind Inder!" das erklären mir zumindest immer die Kinder :D
Ich sehe oft Inder, die sich an den Händen halten oder die Arm in Arm herumlaufen. Ein ungewöhnlicher Anblick, aber eine schöne Geste der Freundschaft wie ich finde. Auch sonst gehen sie eigentlich alle sehr behutsam miteinander um.

Mittlerweile freue ich mich nicht mehr über die Pfauen, die morgens um fünf durch den Garten spazieren, ich drehe mich nur genervt von ihren Schreien im Bett um.
Hampi ist bis jetzt übrigens auch das Beste, was ich in Indien gesehen hab :)

Bis bald und immer schön shanti shanti!
Eure Tani


Freitag, 28. September 2012

"don´t worry, we are from the navy!"



 Schon fast ein ganzer Monat ist vergangen seit ich aus dem Flugzeug in diese komplett andere Welt gestolpert bin. Zwar ist seitdem viel passiert, aber es fühlt sich dennoh nicht an wie ein Monat.

Am letzten Wochenende waren wir in Gokarna, einer kleinen Stadt am Meer nördlich von Kundapur (für alle Geographen unter euch! :D). Die Stadt hatte ihren ganz eigenen Charme, durch den sie sich deutlich von allen Städten, die ich bisher in Indien gesehen hab, unterschieden hat. Gokarna ist nicht sehr groß, aber dafür sehr vielfältig. Die meisten Häuser sind niedrig und sehr schön verziert, an jeder zweiten Ecke tut sich unerwartet ein Eingang zu den unzähligen Tempeln auf und ab und zu kann man am Ende einer engen Gasse das Meer erspähen. Teilweise hat es mich an italienische Mittelmeerstädte erinnert, was aber sich beim Blick in die nächste Gasse schon wieder verflüchtigt hatte.
Mittags als wir müde vom Herumlaufen waren, entdeckten wir einen kleinen Pavillon hoch oben auf einer Klippe. Im kühlen Schatten genoßen wir die Aussicht auf das unglaublich blaue Meer und unseren Mittagssnack, der aus Crackern und süßen Zitronen bestand.

Am Nachmittag kamen wir am Om Beach an, der unweigerlich ans Paradies erinnerte. Weiße Strände, klares blaues Wasser, ein paar Palmen und weit und breit nur sehr wenige Menschen. Nachdem wir ein Zimmer in einer der Hütten am Strand gebucht hatten, ging es natürlich erstmal ins Wasser. Wir suchten uns eine verlassene Stelle und tauchten in die Wellen. Kurz nachdem wir im Wasser waren, schlug eine Gruppe von 20 Indern ihr Lager neben unserem auf. Und auch sie stürzten sich in die Wellen. Als es uns ein bisschen zu viel wurde, schnappten wir unsere Sachen und flücheten 100 Meter weiter. Und tatsächlich blieben drei von ihnen hartnäckig und folgten uns. Der beste Satz des Tages war dann: "Don´t worry, we are from the Navy, you can trust us!!!" Hahahhaha!
Naja wenigstens haben sie uns dann noch auf einen Drink eingeladen, bevor sie zurück zu ihrer Basis mussten.
Am Sonntagmorgen standen wir extra früh auf, um den Sonnenaufgang zu beobachten, was sich wirklich gelohnt hat. Auf einem ins Wasser ragenden Felsen bewunderten wir das Schauspiel des Sonnenaufgangs, in dessen Strahlen die Fischer mit ihren Booten heimkamen. Wie in Trance saßen wir da und ließen uns von den Strahlen allmählich aufwärmen, ich hatte nämlich in der Nacht ziemlich gefroren.
Zum Frühstück gab es eine ganz besondere Leckerei: Chocolate Banana Pancake. Mmmhh Lecker und dazu noch eine willkommene Abwechslung zu dem Frühstück in meiner Gastfamilie. :)
Wir mussten uns dann auch schon bald wieder auf den Rückweg machen. An der Küste entlang liefen wir zurück nach Gokarna, krakselten über Klippen und schlugen uns durch den Jungel. wir waren froh als wir dann noch rechtzeitig den Bahnhof erreichten...
Der Zug war keinesfalls so voll wie man sich indische Züge vorstellt und auch auf den Dächern waren keine Passagiere zu finden. Allerdings gab es Verkäufer mit Chai, Gebäck und Süßigkeiten, die im 10 Minuten Takt an uns vorbeiwuselten. Laetitia und ich wären dann beinahe an der falschen Station ausgestiegen, aber wie sollten wir die auch im Dunkeln wiedererkennen!? :)
Die Woche verlief ansonsten ziemlich ruhig. Am Dienstag hatte ich meine erste Tanzstunde in traditionellem indischen Tanz. Der alte huzlige Professor sieht mit seiner Brille, die seine Augen enorm vergrößert, nicht so aus als könnte er uns das Tanzen beibringen. Wenn er sich aber bewegt, sieht man ihm die Erfahrung und das Können an, das sich in einer Anmut zeigt, wie ich sie diesem alten Herren nicht zugetraut hätte. Allerdings habe ich schon heute nach der zweiten Tanzstunde das Gefühl, dass der traditionell indische Tanz viel mehr ist als nur Tanz. Er ist wie eine Religion. Es gibt viele Rituale, die in den Stunden abgehalten werden und statt zu tanzen werden uns die Namen und Bedeutungen verschiedener Figuren erklärt. Ich bin gespannt, wie es nächste Woche weitergeht :)
Ich mache außerdem gute Fortschritte in Kannada. Die Konjugationen der Verben und die Verneinung hab ich jetzt auch schon drauf. Nur an Vokabeln fehlt mir noch einiges. Aber ich hab ja noch 10 Monate.  

Was es noch so zu sagen gibt:
 Es ist immernoch sehr nervenaufreibend für mich im Bus ganz vorne zu sitzen. Jedesmal wenn uns ein riesiger LKW mit Höchstgeschwindigkeit entgegenkommt und der Busfahrer nur hupt statt zu bremsen, krieg ich nen kleinen Herzanfall.
Das Geheimnis der verlorenen Schuhe konnte ich noch immer nicht lüften. Überall findet man am Staßenrand Schuhe, aber immer nur einen. Wo ist der andere Schuh und warum verliert man seinen Schuh am Straßenrand?
Es verwirrt mich immernoch, wenn mich die Leute fragen, was ich zum Frühstück gegessen hab. Klar, "oota aytha" heißt "hast du gegessen" und meint so viel wie "wie geht´s". Aber wenn mich die Leute in Englisch fragen, was ich zum Frühstück hatte, dann komm ich immer ein bisschen aus dem Konzept.
Die Leute hier sind oft sehr hilfsbereit, auch wenn sie keine Ahnung haben, was du willst. Aber wenigstens fühlt man sich nie mit seinem Problem allein gelassen.
Mittlerweile kann ich schon der Plumsack-geht-um auf Kannada spielen. :)

Bis bald! Namaskara und goodbye!
Eure Tani 



Donnerstag, 20. September 2012

Happy Ganesh

Eine weitere Woche voller Erlebnisse, von denen ich nun berichten möchte.
Ach übrigens Donnerstag habe ich zum Blog-Tag auserwählt!

Ein sehr erfrischendes und tolles Erlebnis hatte ich am letzten Mittwoch. Jeden Mittwoch findet in Kundapur ein Treffen der Freiwilligen in einem Restaurant statt. Unsicher was mich da erwarten würde, machte ich mich auf den Weg dahin. Nachdem ich mich kurz verlaufen hatten, war ich dann sehr froh schon viele bekannte Gesichter im Restaurant der JK Towers vorzufinden. Einige kannte ich aber noch nicht. Die meisten anderen waren Deutsche, aber es waren auch Jesus aus Spanien und Carlo aus Italien dabei. Leider konnte ich mich nicht mit allen unterhalten, aber nichtsdestotrotz war es ein sehr gelungener schöner Abend, einschließlich der amüsanten Rückfahrt mit Laetitia und gefühlten hundert starrenden Männern im Bus :)

Am Donnerstag hatte ich meine erste eigene Unterrichtsstunde in der 5. Klasse. Das war Chaos pur. Sie waren so begeistert, dass sie auf mich einstürmten, mir alles auf einmal zeigen wollten und  mich dabei fast über den Haufen rannten. Es hat dann auch die ganze Stunde lang gedauert, von jedem ein Foto mit seinem Namen an der Tafel zu machen. Ich bin noch ein bisschen überfordert mit den Kindern, weil ich nicht weiß, was sie schon können und was ich deshalb mit ihnen machen soll. Aber bald werde ich sie besser kennen und mir auch die ganzen indischen Namen merken können. Und dann geht´s richtig los...

Am Wochenende habe ich mit ein paar anderen Freiwilligen einen Tagesausflug nach Udupi gemacht. Die Stadt, die unserem District hier seinen Namen gibt, ist zwar größer als Kundupur, aber viel mehr gibt es dort auch nicht zu sehen. Die einzige Attraktion ist der Krishna-Tempel, der in ganz Indien bekannt ist.
In dem Tempel war trotz der Menschenmassen eine ganz besondere Atmosphäre. Gedämpftes Licht, gelegentlich ein Glockenschlag, summende Mönche und überall kleine Flammen. Fasziniert saßen wir eine Weile einfach nur da, ließen das ganze auf uns wirken und beobachteten die Gläubigen, die vor dem Abbild ihres Gottes niederknieten.
Der Tempel war erstaunlich groß. Es gab noch viele weitere Räume, z.B. einen mit einem übers Dach hinausragenden Baum oder einer der aussah wie eine Grabstätte. Ein absurdes Bild tat sich uns auf als wir in eine riesige Halle kamen, die an eine Markthalle erinnerte. Dort standen neben vielen Souvenirshops Menschen in einer langen Essensschlange, da es im Tempel frei Essen für alle Besucher gab. Dahinter standen mehrere Kühe in Ställen. Ich hatte mich nun schon daran gewöhnt, überall Kühe zu sehen. Immerhin glauben die Hindus daran, dass die Kuh eine Wohnstatt der Götter ist. Aber Kühe im Tempel? Das hatte ich mir nicht vorstellen können.
Nach dem Gewusel im Tempel genoßen wir die beruhigende Sicht auf den Teich, der offenbar auch zum Tempel gehörte.
Vor dem Tempel trafen wir noch auf einen alten Hindu, der uns bereitwillig unsere vielen Fragen zu Göttern und dem Glauben an die Wiedergeburt der Seele beantwortete. Er erklärte uns, dass es mit den Göttern und Gläubigen ist wie in einer Firma. Natürlich kann man nicht immer sofort mit dem Chef sprechen, zuerst wendet man sich an die Angestellten, die dann das Anliegen an den Chef weitergeben. Und so wenden sich auch die Hindus erst an die kleinen "angestellten" Götter, bevor sie mti einem der drei "Chef"Götter reden. Eigentlich ganz einfach zu verstehen. :) Meine Gatsmutter hatte mir beim Frühstück erzählt, dass es 56 000 verschiedene Götter im Hinduismus gibt. Boahh, das muss dann aber ne große Firma sein.
Zwischendurch gönnten wir uns eine Kokusnuss, die wir genüßlich ausschlürften. :) Ganz links ist Manuel, daneben Hannah und Pauli hat das Foto gemacht.
In einem vom Lonely Planet empfohlenen Restaurant aße wir Mittag. Schon das Bestellen machte riesigen Spaß, da wir keine Ahnung von Tandoori und co hatten und einfach ins Blaue hinein bestellten. Wir ließen uns noch ein bisschen vom Kellner beraten und hatten Glück. Unser Essen schmeckte sehr gut, nur das uns sofort nach der Ankunft servierte Wasser trauten wir uns nicht zu trinken... Man weiß ja nie.
Zufrieden schlenderten wir noch ein wenig durch die Straßen von Udupi und landeten- wie könnte es anders sein- in vielen Klamottenläden. Mittlerweile wussten wir schon, was wir den of wenig Englisch sprechenden Verkäufern sagen mussten, damit sie für uns das rauskramten, was wir haben wollten. Ein Laden gefiel uns ganz besonders: Stoffe in allen erdenklichen Farben und Musterungen stapelten sich bis zur Decke, aufgeweckte Inderinnen diskutierten lautstark und die Verkäufen breiteten immer mehr Stoffe vor ihnen aus. Na gut, es gefiel eigentlich nur uns Mädchen ganz besonders. Manuel flüchtete nach wenigen Minuten und wartete geduldig draußen auf uns ;)
Im Handeln mit den Obstverkäufern sind wir nun auch schon alle ganz gut. Wir kennen schon viele der Früchte in Kannada und können uns mit dem Verkäufer auf 5 Rupien einigen, wenn er 8 haben will für eine Musumbi. Musumbi sind süße Zitronen, die eigentlich wie eine Mischung aus Mandarine und Orange schmecken. 5 Rupien sind übrigens weniger als 10 cent.
Hier versucht Manuel mal ernst zu sein, was ihm sehr schwer fällt, da er normaler Weise ständig am Grinsen ist :) Diese kleinen Bananen schmecken übrigens auch sehr gut und das grüne da in der Mitte konnten wir noch nicht ganz identifizieren...
Ein schöner Samstag in Udupi.

Am Sonntag bin ich ganz früh am Morgen mit meiner Gatsfamilie in die Kirche gegangen. Obwohl ich nichts verstanden hab, da der Gottesdienst in Konkani, einer kleinen Lokalsprache, gehalten wurde, konnte ich doch fast alles wiedererkennen. Der Ablauf unterschied sich kaum von einem Gottesdienst in Deutschland.
Ich finde es ein wenig schade, dass ich nicht in einer Hindu-Familie bin, wo ich noch viel mehr über Religion hätte lernen können. Aber immerhin feiert meine Familie Weihnachten :)
Auf dem Rückweg haben Deryl (meine Gastschwester) und ich noch Milch beim Holy Cross Orden geholt, nachdem unsere kleine Siedlung benannt ist. Dort haben wir einen alten Mann getroffen, der Deutsch konnte. Ich habe mich ein wenig mit ihm unterhalten und auf einmal wurde mir bewusst, wie viel Sprache ausmachen kann. Mit diesem alten Inder, den ich erst ein par Minuten kannte, fühlte ich mich schon verbundener als mit manch anderem Inder, mit dem ich viel mehr zu tun hatte. Der ganz simple Fakt, dass er meine Sprache sprach, berührte mich.

Am Nachmittag ging es dann endlich an den Strand. Der Weg dorthin von meinem Haus dauerte gerade mal 15 Minuten und dort angekommen bot sich mir ein Anblick, der mir dermaßen gute Laune machte, dass ich nicht aufhören konnte zu grinsen. Palmen, ein breiter weißer Strand und das Meer. Der Wind wehte mir den salzigen Geruch in die Nase und als ich meinen Blick über den Strand schweifen ließ, entdeckte ich in einiger Entfernung viele bunte Fischerboote, die so lustig dort lagen als hätte sie ein Kind beim Spielen vergessen. Ich konnte und wollte meinen Blick gar nicht mehr von diesem schönen Ort lösen, zumal die Sonne sich gerade dramatisch verabschiedete bevor sie ganz im Meer verschwand.
Nun war ich froh, dass ich hier gelandet war und nicht direkt in Kundapur. Diesen schönen Strand hätte ich sonst nicht vor meiner Haustür gehabt :)

Am Mittwoch war es endlich soweit: das Ganesha-Festival. Die Inder fieberten anscheinend genauso darauf hin wie ich. Schon Tage vorher war in der Times of India, die ich mittlerweile abonniert habe, von nichts anderem mehr die Rede. Auch wenn ich durch die Straßen lief, sah ich Plakate, die das Ereignis ankündigten und Töpfermeister, die fleißig Ganeshas in allen Größen anfertigten.
Schon am Dienstag wurde an der Straße ein bunt geschmücktes Zelt aufgebaut und als mir am Abend die Englischlehrerin eine HAPPY-GANESH-sms schickte, war ich wirklich gespannt, was es mi diesem Fest auf sich hatte.

Eine kurze Erklärung, wer Ganesha überhaupt ist
Ganesha ist der Sohn von Shiva, dem Zerstörer, und Gowri. Eines Tages formte Gowri aus Ton einen Sohn, den sie damit beauftragte, niemanden in ihre Gemächer zu lassen, während sie ein Bad nahm. Als dieser Sohn nicht einmal Shiva hinein lassen wollte, schlug ihm Shiva in seinem Zorn den Kopf ab. Als Gowri dies sah, war sie sehr wütend auf Shiva und sagte zu ihm: "Geh in den Wald und schlage dem ersten Lebewesen, das du triffst, den Kopf ab und bringe ihn meinem Sohn, so dass er wieder lebendig wird!" Naja und das erste Lebewesen war dann eben ein Elefant. Deshalb hat Ganesha einen Elefantenkopf. Er ist einer der beliebtesten Götter der Hindus und deswegen feiern sie auch ein so großes Fest ihm zu Ehren.

Wir Volunteers verbrachten unseren freien Tag am Strand. Wir waren eine lustige Runde und hatten eine Menge Spaß. Laetitia und ich trafen auf dem Rückweg am Abend auf ein paar indische Kinder, die uns mit zum Kanchugodu-Strand nahmen. Dort traf ich viele Kinder aus meiner Schule, die mich freudig begrüßten. Sie waren alle mit ihren Familien gekommen, um zu sehen, wie Ganesh im Meer versenkt wurde. Es gab eine große Zeremonie und dann war er auch schon verschwunden.
Nun wirklich auf dem Weg nach Hause, kamen Laeti und ich an dem Zelt vorbei, das schon zuvor so schön geschmückt worden war. Viele Leute waren da versammelt, um noch einen Ganesha zu ehren. Es war ein richtiges Dorffest :) Wir gesellten uns dazu und lernten eine nette Nachbarin kennen, die uns dann auch gleich noch zu sich nach Hause einlud.

Am Donnerstag legte ein landesweiter Busstreik den Verkehr lahm. Also hatten wir auch keine Schule. Laetitia und ich verbrachten den Tag wiedermal am Strand. Wir trafen erneut die nette Nachbarin vom Vorabend und sie nahm uns mit zu einer weiteren Versenkung Ganeshas. Es gab einen langen Zug mit lauter Musik, bunten Kleidern und ausgelassen tanzenden jungen Leuten. Wir waren mitten in der tanzenden Menge, die um den mit Blumen geschmückten Ganesha herumsprang bis wir zu einem Fluss kamen. Begleitet von lauten Trommeln, die immer eindringlicher dröhnten, wurde Ganesh im Fluss versenkt. Und plötzlich war alles vorbei. Jeder ging auf einmal wieder seinen eigenen Weg und der Zauber war verschwunden. Ich bin gespannt auf das nächste Festival, es gibt ja so viele hier! :)

Also bis nächsten Donnerstag meine Lieben
G-et
A-lways
N-ew
E-nergy
S-pirit &
H-appieness

Happy Ganesha!
Eure Tani