Meine Urlaub und das Workcamp waren super. Und genauso ging es auch danach weiter.
In Ooty schauten wir uns den botanischen Garten, ein paar Kirchen und den Rosegarden an. Es hatte etwas Englisches an sich, im Regen durch die gepflegten Gärten zu schlendern.
Das Highlight von Ooty war die Tea Factory, wo wir sahen, wie die ringsrum angepflanzten grünen Teeblätter zu schwarzen Teekrümeln verarbeitet wurden. Außerdem gab es ein paar Tafeln, auf denen die Geschichte des Tees und vor allem des Tees in Indien erzählt wurde. Die Engländer brachten den Tee von China nach Indien, wo heute Darjeeling, Assam und Nilgiris die bekanntesten Sorten sind. Live in der Nilgiris-Region zu sein und sich vorzustellen, dass der Tee von da aus in die ganze Welt exportiert wird, war sehr beeindruckend. So beeindruckend, dass ich natürlich auch gleich ein bisschen Tee kaufte ;)
Von Ooty aus ging es weiter nach Mysore, wo wir pünktlich zum Dasara Festival (Elefanten-Festival) ankamen. Hier war es wiederrum unerwartet warm, also war das erste, was wir Mysore taten, alle Klamotten und Schuhe wieder auszuziehen und in unseren Rucksäcken zu verstauen. Da wir nicht viel Zeit in Mysore hatten, schauten wir uns am ersten Tag an, wie Räucherstäbchen, Zigaretten und Öle gemacht wurden. Am Abend bewunderten wir die magische Schönheit des Mysore Palace. Als es dann dunkel wurde und alle Lichter des Palastes aufleuchteten, ging ein Raunen durch die ganze Menge, die davor wartete. Nachdem es viele "Oohs" und "Aahs" gegeben hatte, wurden Kameras gezückt und fleißig fotographiert. Wir wurden sogar von mehrern Kamerateams interviewt ;) Am Abend trafen wir uns mit vielen anderen Freiwilligen, die entweder in Mysore arbeiteten oder genau wie wir für das große Festival kamen.
Denn am nächsten Tag war das Ende des neun Tage lang gefeierten Dasara-Festivals. Es wurde mit einer großen Parade und einer Light Show abgeschlossen. Da wir wussten, dass viele viele Leute kommen würden, suchten wir uns schon früh morgens einen Platz. Wir setzten uns hinter eine nette Familie und warteten. Und warteten. Und warteten. Wir warteten ungefähr 5 Stunden unter der erbarmungslosen Sonne, bis die Parade begann. Es wurde uns dann auf unseren Plätzen zu eng und wir kletterten über den Zaun und saßen ganz in der ersten Reihe auf der Straße, wo wir bunt geschmückte Wagen und kostümiert tanzende Leute bestaunten. Mit uns staunten soo viele Leute, es war unglaublich. Als dann vier Elefanten die Parade beschlossen, flippten alle Inder förmlich aus. Für uns war das ein wenig befremdlich, weil wir dachten, dass Elefanten für Inder noch eher alltäglich sind als für uns Europäer :D Aber später ließ ich mir erklären, dass einer der Elefanten ein heiliges goldenes Relikt auf dem Rücken trug, das die Heimstätte des Gottes ist, der an Dasara gefeiert wird. Mhh, alles ein bisschen diffus, ich weiß wirklich viel zu wenig darüber.
Am Abend sahen wir die Show, die ebenfalls sehr beeindruckend war. Am schönsten war die Torch Light Parade (Fackelparade) anzusehen. Ungefähr 500 ganz in weiß gekleidete Männer hielten in beiden Händen je eine Fackel und marschierten in vielen Formen. Es war definitiv ein würdiger Abschluss für das Festival, den die Männer der Karnataka Police einstudiert hatten. Gekrönt wurde das Ganze noch von einem wunderschönen Feuerwerk.
Nichtsdestotrotz waren wir alle froh als wir am nächsten Tag den Menschenmassen aus Mysore ins ruhige Madikeri entfliehen konnten. Madikeri liegt zwischen Mysore und Kundapur und ist genau wie Ooty ein wenig höher gelegen. Aber im Gegensatz zu Ooty war es hier nicht kalt.
Madikeri ist eine schöne Stadt mit umringt von Bergen mit einem schönen Tempel, vielen Geschäften und Restaurants. An unserem ersten Tag besuchten wir den Markt, auf dem es Gemüse, Obst, Fisch und Gewürze gab. Ein stinknormaler Markt, der mich aber so faszinierte, dass ich den ganzen Tag dort hätte verbringen können.Von Madikeris Fort aus hatten wir eine schöne Sicht über die Stadt und konnten den Sonnenuntergang genießen. Nach dem köstlichen Essen machten wir unseren Abendspaziergang durch die Straßen und stießen dabei auf einen Tempel, der beleuchtet war wie der Berliner Weihnachtsmarkt (hahahah, wenn Conni das liest wird sie gar nicht begeistert sein. Sie kommt aus Sachsen und als ich sagte "Boah das sieht ja aus wie aufm Weihnachtsmarkt" war sie geschockt und meinte, dass Weihnachtsmärkte doch ganz anders aussehen würden - ja in Dresden vielleicht ;D). Im Tempel gab es ein Fest, das noch immer zum Dasara-Festival gehörte.Viele Menschen waren da, es gab viel zu essen und die Kinder umringten uns sofort, fragten nach unseren Namen, unserem Land und ob wir ausländische Münzen hätten :D Dort lernten wir einen jungen Inder kennen, der uns auch prompt zu einer Jeep Tour einlud, die er am nächsten Tag mit ein paar Freunden machen wollte. Das konnten wir ihm natürlich nicht abschlagen und sehr zufrieden machten wir uns auf den Weg nach Hause.
Am nächsten Tag standen wir früh auf und waren uns nicht so ganz sicher, wie fest wir wirklich verabredet waren. Aber schon nach kurzer Wartezeit vor unserem Hotel kam Banji vorbei und winkte begeistert, dass wir doch schnell einsteigen sollten. Banji, dessen Name uns viel Freude bereitete, da wir ihn versehentlich ständig in Manju, Banju oder Bandi abwandelten, war eine lustige Person. Noch mehr lachen mussten wir, wenn er lachte, weil er dabei seine Schultern hochzog, den Kopf senkte und vor sich hinkicherte. Er sah aus als wäre er einer Trickfilmserie entsprungen. Nachdem wir seine Freunde eingeladen hatten, ging es zu zwölft in den Jeep gequetscht los. Indian Style.
Die Inder kamen aus Hyderabad, sprachen sehr gut Englisch und waren in Tommy Hilfiger und Calvin Klein gekleidet. Dagegen gaben wir in unseren Chudidas (der traditionellen indischen Kleidung) einen großen Kontrast ab. Mit Zac, dem 3 jährigen Sohn des einen, hatten wir ebenfalls sehr viel Spaß. Lachend, singend und tanzend wurden wir von Banji auf eine große Hügelgruppe gefahren. Von dort oben war die Sicht einfach atemberaubend. Der Wind wehte und die ringsum grünen Berge ließen mich wieder staunen. Das ist Indien?!
Auf dem Rückweg legten wir noch eine kurze Badepause an einem idyllischen Fluss ein. Und als wäre der Tag noch nicht perfekt genug gewesen, luden uns unsere neuen indischen Freunde zu einer Party in ihrem Haus am Abend ein. Die Party war super und auch die erste, die wir je in Indien hatten. Wir tanzten zu indischer und englischer Musik, saßen um ein Lagerfeuer herum und genoßen die Gesellschaft der netten Inder.
Am nächsten Tag ging es ereignisreich weiter. Wir machten einen Ausflug in die Kaffeeplantagen, die überall um Madikeri herum gelegen sind. Dort zeigte uns der Besitzer nicht nur Kaffee, sondern auch Pfefferpflanzen, Kardamom, Reisfelder, 400 Jahre alte Mangobäume, Avocadobäume, Guavenbäume, Grantapfelsträucher, Chikoosträucher und vieles mehr. Zu guter letzt lud er uns auf eine Tasse Kaffee ein - was sonst ;) Zurück in Madikeri stiegen wir in den Bus zum 40 km entfernten Golden Tempel, ein buddhistischer Tempel, wo 5 000 Mönche und 20 000 Exiltibeter leben. Leider war dieser Ort voll von Touristen, was den Glanz des Tempels ein wenig abschwächte. Allerdings unterhielten wir uns lange mit einem der Mönche, der aus Bhutan kam. Er erzählte uns viel über das Leben in den Tempelanlagen und über sein Studium der buddhistischen Lehre. Sehr interessant. Diese Begegnung regte uns an, über Relgionen nachzudenken und über unsere Rolle hier als Volonteers. Sie klang noch bis zum Abend nach, an dem wir in den Sleeperbus zurück nach Kundapur stiegen.
Eine Reise, die noch länger nachklingen wird als nur eine Nacht lang im Sleeper. Wir haben so viele neue Seiten von Indien gesehen und so langsam beginne ich zu verstehen, was "Diversity of India" wirklich bedeutet. Das ist Indien!
Zurück zu Hause, und mittlerweile ist es wirklich mein zu Hause, habe ich mich so gefreut, Aunty und Deryl zu sehen. Außerdem habe ich mich auf die Dance Class gefreut und auch auf die Kinder in der Schule. Mittlerweile läuft es in der Schule super. Ich bin begeistert von den Kindern. Ich lerne sie jetzt wirklich kennen und lieben.
was es noch zu sagen gibt:
Das Mysterium um die herumliegenden Schuhe scheint gelöst zu sein: Die Inder entsorgen ihre Schuhe einfach im Straßengraben, wie auch den anderen Müll. Eine simple Erklärung, die aber einleuchtet, da sie Schuhe nur schlecht weiterverwerten können...
Anscheinend haben doch nicht alle Inder einen Schnurrbart :D hahahha
Whisky mit Wasser gemischt macht irgendwie keinen Spaß...
Ich habe mir vorgenommen, dass ich alle Quizfragen, die mir als Spam-sms gesendet werden, am Ende des Jahres beantworten kann :D
Ich bin nach wie wor ein Fan von Spinat, in jeder Form.
Ich werde bald mit meiner Dance Class irgendwo auftreten, ich bin schon ganz gespannt.
Also macht es gut. Bis bald
Namaskara und Tata
Eure Tani
Liebste Tani!! Das klingt alles fantastisch, ich kann gar nicht genug lesen und freue mich so so sehr, dass du all diese atemberaubenden Dinge erleben kannst! Was für ein Geschenk!! <3 <3 <3
AntwortenLöschendeine Anne