Das zu tun, was nicht von einem erwartet wird, ist
schwierig. Vor allem, wenn man es gewöhnt ist, immer den Erwartungen
entsprechend zu handeln. Vor allem, wenn es einem im ganzen Leben immer leicht
gefallen ist, das zu tun. Ich bin jetzt in Indien und es geht mir gut. Es geht
mir sogar ausgesprochen gut.
Schon als ich am Flughafen die schnurrbärtigen Inder
und bunt in Saris gekleideten Inderinnen sah, fühlte ich mich wieder ein
Stückchen zu Hause. Voller freudiger Erwartungen strömte plötzlich ein Gefühl
durch meinen Bauch, wie ich es nur aus meiner Kindheit kannte. Das Gefühl, wenn
ich auf einer Schaukel ins Unendliche zu fliegen schien und eben so schnell
wieder dem Boden entgegensauste. Bei der Vorstellung wieder in Indien zu sein,
traf mich dieses Gefühl vollkommen unerwartet. Doch so groß meine Vorfreude
auch war, es war nicht einfach, die Menschen, die ich liebte in einer
Verzweiflung und einer Ungläubigkeit zurückzulassen, wie ich es wahrscheinlich
noch nie getan hatte. Es gab nie einen Grund, weshalb meine Familie nicht hätte
stolz auf mich sein können. Ich war nie schlecht in der Schule oder hatte nie
extreme Abstürze, hab mich nie schlecht benommen und war immer freundlich auch
zu Leuten, die ich nicht leiden konnte. Ich wollte es immer allen Recht machen,
niemandem Umstände bereiten. Ich wollte mich so verhalten, dass es anderen
angenehm war.
Aber jetzt war es anderen keines Wegs angenehm, dass
ich nach Indien zurückkehrte. Vor allem nicht für meine Eltern, die sich große
Sorgen machten.
Aber ich hatte eine Entscheidung getroffen, die aus
mir heraus kam. Es war das, was ich wollte. Es war das, was meiner Meinung nach
das Richtige für mich war. Was nötig für mich war.
Und nun, nach meiner Ankunft hier, bin ich glücklich.
Klar, ich mache mir immer noch Sorgen um die Menschen, die sich um mich sorgen,
aber ich bin dennoch glücklich. Im wuselnden, lauten und bunten Indien, fühle
ich mich seit Monaten das erste Mal wieder lebendig, inspiriert und neugierig.
Ich fühle mich gut und das konnte ich in den letzten zwei Monaten
wahrheitsgemäß nicht von mir behaupten.
Daher
bereue ich es nicht, hier zu sein, entgegen aller guten und gut gemeinten
Ratschläge.
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