Montag, 14. Oktober 2013

Zurueck im Land der Traeume


Das zu tun, was nicht von einem erwartet wird, ist schwierig. Vor allem, wenn man es gewöhnt ist, immer den Erwartungen entsprechend zu handeln. Vor allem, wenn es einem im ganzen Leben immer leicht gefallen ist, das zu tun. Ich bin jetzt in Indien und es geht mir gut. Es geht mir sogar ausgesprochen gut.
Schon als ich am Flughafen die schnurrbärtigen Inder und bunt in Saris gekleideten Inderinnen sah, fühlte ich mich wieder ein Stückchen zu Hause. Voller freudiger Erwartungen strömte plötzlich ein Gefühl durch meinen Bauch, wie ich es nur aus meiner Kindheit kannte. Das Gefühl, wenn ich auf einer Schaukel ins Unendliche zu fliegen schien und eben so schnell wieder dem Boden entgegensauste. Bei der Vorstellung wieder in Indien zu sein, traf mich dieses Gefühl vollkommen unerwartet. Doch so groß meine Vorfreude auch war, es war nicht einfach, die Menschen, die ich liebte in einer Verzweiflung und einer Ungläubigkeit zurückzulassen, wie ich es wahrscheinlich noch nie getan hatte. Es gab nie einen Grund, weshalb meine Familie nicht hätte stolz auf mich sein können. Ich war nie schlecht in der Schule oder hatte nie extreme Abstürze, hab mich nie schlecht benommen und war immer freundlich auch zu Leuten, die ich nicht leiden konnte. Ich wollte es immer allen Recht machen, niemandem Umstände bereiten. Ich wollte mich so verhalten, dass es anderen angenehm war.
Aber jetzt war es anderen keines Wegs angenehm, dass ich nach Indien zurückkehrte. Vor allem nicht für meine Eltern, die sich große Sorgen machten.
Aber ich hatte eine Entscheidung getroffen, die aus mir heraus kam. Es war das, was ich wollte. Es war das, was meiner Meinung nach das Richtige für mich war. Was nötig für mich war.
Und nun, nach meiner Ankunft hier, bin ich glücklich. Klar, ich mache mir immer noch Sorgen um die Menschen, die sich um mich sorgen, aber ich bin dennoch glücklich. Im wuselnden, lauten und bunten Indien, fühle ich mich seit Monaten das erste Mal wieder lebendig, inspiriert und neugierig. Ich fühle mich gut und das konnte ich in den letzten zwei Monaten wahrheitsgemäß nicht von mir behaupten.
Daher bereue ich es nicht, hier zu sein, entgegen aller guten und gut gemeinten Ratschläge.

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