Dienstag, 26. Februar 2013

das Stadtkind in geliebten Gefilden

Eine Woche Mumbai war genauso faszinierend wie aufregend.
Voller Erwartungen bestiegen Jana und ich den Zug und fuhren den Sonnenuntergang beobachtend Richtung Stadt, das ländliche und uns vertraute Indien verlassend, auf in ein großes Abenteuer. Nach einer kurzen Nacht im Zug kamen wir morgens in Mumbai an. Vom Bahnhof aus mussten wir jetzt nur noch den Weg zur Wohnung des Freundes von Janas Eltern finden, der seit 10 Jahren in Mumbai lebt und seit einigen Jahren mit einer Inderin verheiratet ist. Nachdem uns der Taxifahrer abgezogen und uns dann auch noch am falschen Ort rausgelassen hatte, kamen wir dann doch irgendwie ans Ziel und wurden herzlich von Christopher und Sushmita empfangen. Zuersteinmal luden sie uns zum Bagel-Frühstücken ein. Mmh lecker, aber so gar nicht indisch.

So ich werde nun versuchen Euch nahe zu bringen, wie ich Mumbai wahrgenommen habe. Es ist eher ein Gefühl, das ich zu beschreiben versuche, als Erlebtes. Das erste, das mir einfällt ist, dass Mumbai endlich mal wieder Stadt war. Mir war nicht klar, dass ich das Stadtleben so vermissen würde. Aber als ich laute Straßen, viele verschiedene Menschen und Geschäfte und Shops in allen Farben und Größen um mich hatte, fühlte ich mich wohl. Dass nach 10 die Stadt erst so richtig aufblühte und nicht wie zu Hause alles schon lange schlief, war mir als Nachteule natürlich besonders willkommen. Auch dass uns auf der Straße nicht alle, sondern nur einige Blicke folgten, war erfrischend. Eine Freiheit, die ich bisher nur in der Stadt habe genießen könnten, fühlte ich auch in dieser Stadt. Ich fühlte mich als wäre alles möglich. Ich fühlte mich inspiriert. Nicht zuletzt auch durch einen Theaterbesuch, der mich so sehr an zu Hause erinnerte, dass es schon beinahe surreal wirkte. Ganz Mumbai wirkte surreal. Ein kleines Stück zu Hause im großen unbekannten Indien.
Das Gefühl, dort zu Hause zu sein, habe ich aber auch ohne Zweifel Christopher und Sushmita zu verdanken, die uns sehr freundlich und freundschaftlich aufgenommen, uns hilfreiche Tipps gegeben und uns zu einigen Veranstaltungen mitgenommen haben. Schon alleine, dass wir die ganze Zeit Deutsch sprachen, war etwas in Indien Ungewohntes für uns.
Auch das Essen war nicht typisch indisch. Wie schon erwähnt die Bagels, dann Cornflakes und Früchte zum Frühstück, leckeren italienischen Brunch von vormittags bis nachmittags und als Höhepunkt das all-you-can-eat-Sushi- und Chinesisch-Buffett. In Christophers und Sushmitas Gesellschaft fühlten wir uns wie in einer europäischen Blase, die wir wieder zerplatzen ließen als Jana und ich alleine unterwegs waren. Mit indischer Gelassenheit schlenderten wir durch Straßen, die zweifellos an portugiesische oder Spanische Straßen erinnerten. Wir schauten Sehenswürdigkeiten wie das Gateway of India oder die University of Mumbai an und reihten uns in die langen Chai-Schlangen vor den Businessgebäuden ein. An Straßenständen tranken wir aber nicht nur etliche Male am Tag Chai sondern probierten uns durch alle möglichen Köstlichkeiten durch. Jana ist der Meister im Handeln und verdrehte jedem Shopbesitzer den Verstand mit ihrer Hartnäckigkeit. Aber am Ende waren sie doch immer sehr zufrieden und hatten ihren Spaß am Handeln, genauso wie wir :) Deshalb waren unsere Rucksäcke auch deutlich schwerer auf dem Rückweg.
Mit unseren Kannada-Kenntnissen kamen wir leider nicht sehr weit. Wenn wir dann aber doch mal ein freundliches Gesicht aus Karnataka trafen, gab es großes Hallo auf beiden Seiten. In Mumbai fiel mir die Vielfalt der Inder extrem auf. Man musste sich nur für einige Minuten auf den Bahnhof stellen und beobachten wie Massen von Menschen aus dem Zug strömten, dann war einem klar wie viele verschiedene Menschen es nich nur in Indien, sondern auf der ganzen Welt geben musste. Das Zugfahren war auch eine Sache für sich. Wenn wir dann mal ein Frauenabteil gefunden hatten, in dem ein buntes Treiben von Businessfrauen bis hin zu traditionell Sari tragenenden Frauen herrschte und wo Schmuckverkäufer ihre Waren anpriesen, hatten wir viel zu sehen. Sowohl innerhalb als auch außerhalb des Zuges. Die Stadt zog an uns vorbei, Slums schmiegten sich an beiden Seiten der Gleise, ihre Bewohner nur einige handbreit von uns entfernt. Alltägliches Leben spielte sich dort ab und ich empfand es als das Normalste der Welt. Eine Zugfahrt in den Süden der Stadt dauerte eine dreiviertel Stunde von Bandra aus, das zentral gelegen einer der "beliebteren" Stadtteile zu sein scheint. Mumbai ist wirklich riesig und von einem Ort zum anderen zu kommen, stellte sich manchmal als schwierig und sehr anstrengend heraus. Wenn Jana und ich dann nur noch durch die Straßen schlurften, musste ein Chai her, der uns wieder aufputschte. Dann waren wir wieder voller Energie und stürzten uns erneut euphorisch ins Stadtleben der 16-Millionen Stadt.

In Mumbai hatte ich eine wunderschöne Zeit mit Jana, an die ich mich gerne zurück erinnern werde. Und auch zurückkehren möchte ich in die Stadt, die mich fasziniert wie kaum eine andere.



2 Kommentare:

  1. Hallo Tania, aus Gesundheitsgründen erst jetz meine Geburtstagsglückwünsche. Du bist wirklich zu beneiden.Ich habe übrigens auch viel Tee getrunken, aber arabischen mit Minze auf einer Rundreise durch Marokko. Sehr interessant, wie Menschen überall zufrieden leben.Liebe Grüße Perle

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  2. Liebste Tanja!
    Wo bist Du und was macht Ihr?
    Großes "Danke"für Gebutstagspost. Hat mir große Freude bereitet. Happy Easter! Hier schneit es (Karfreitag)! Morgen Zeitumstellung auf Sommerzeit! Ist mit Schnee ein großer Witz!
    Dieses Jahr werden weiße Ostereier versteckt.
    Liebe Grüße an alle. Lydia u. Fausi u. Markus, sonstz ist keiner hier.

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