Donnerstag, 29. November 2012

Von Function zu Function

Da bin ich wieder mit neuen Berichten aus dem Land, das mich immer wieder überrascht. Auch nach knapp drei Monaten kenne ich mich hier noch längst nicht mit allem aus.
Letzte Woche hatte ich mein 3-Monats-Seminar. Aber noch sind es nicht ganz drei Monate, die ich jetzt hier bin. Es kommt mir einerseits wie eine ewig lange Zeit vor, andererseits ist die Zeit so schnell vergangen, was mir ein bisschen Angst macht, wenn ich die nur acht Monate betrachte, die ich noch vor mir habe.
Das Seminar war ganz okay. Es war ganz gut, sich mal mit anderen auszutauschen, aber im Allgemeinen hat es mir nicht viel gebracht. Ich brauchte aber auch keine Hilfe. Mit meinem Koordinator Daya komme ich super klar. Er ist sehr ruhig, aber versteht mich gut. Er kümmert sich wirklich gut und er ist schon so nen kleiner Papa. Also da habe ich echt Glück gehabt, dass ich ihn erwischt habe.
Nach dem Seminar war ich noch mit anderen Freiwilligen in Manipal, um dort zu feiern. Manipal ist eine Studentenstadt, 15 Minuten von Udupi entfernt. Der Club, in dem wir waren, war sehr westlich. Allerdings hatte der Dance Floor nur eine Stunde geöffnet, was ich sehr befremdlich fand. Ich war auch ein wenig damit überfordert, dass alles so war, wie es war. Das war mir nicht genug Indien. Nachdem die Nacht im Club schon früh beendet war, gabelte uns ein superreicher Inder auf. Sein Hauptargument, warum wir ihm vertrauen sollten, war, dass er ein deutsches Auto fuhr, einen BMW. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich in meinem Leben zuvor schonmal in einem BMW saß. Hahhaha!
Er nahm uns mit zu seiner Strandvilla mit Privatstrand und Köchin, die uns sofort etwas kochte, als wir ankamen. Es war schon beeindruckend, das alles so zu sehen. Aber es war nicht unbedingt positiv. Die ganz simple Realität, dass es reiche und arme Menschen gibt, war auf einmal nicht mehr simpel. Ich empfand es in diesem Moment als äußerst ungerecht und ich fühlte mich fehl am Platz in dieser riesigen Villa.
Manipal hat mich nicht so überzeugt, es war nichts Halbes und nichts Ganzes. Es war nicht Indien, aber es war auch nicht Europa, es war eine Möchtegernmischung, die mir nicht gefallen hat. Deswegen war ich auch froh, als ich am Samstag wieder zu Hause in Trasi ankam, wo mich  bekannte Gesichter freundlich auf der Straße begrüßten.
Am Abend nahm meine Aunty Laetitia und mich mit zu einer Function. Alles, was hier ein Fest ist heißt Function und aus jedem Anlass wird auch ne Function gemacht. Diesesmal war es der Vorabend einer Hochzeit. Der Bräutigam war ein Cousin 2. Grades meiner Aunty. Begleitet von Musik, Gebeten und viel Essen wurde er von allen nahen Verwandten an diesem Abend mit Kokosnussmilch übergossen, so dass er für den nächsten Tag gesegnet war. Es war ein sehr lustiges Fest und steigerte die Vorfreude auf die Hochzeit am nächsten Tag.
Die Hochzeitsmesse war eher langweilig, was wahrscheinlich daran lag, dass Laetitia und ich nichts verstanden. Dafür hatten wir umso mehr Zeit, die vielen bunten Saris näher zu betrachten. Als dann das eigentliche Programm anfing, mit Torte anschneiden, Goldkette umhängen und Hochzeitstanz war die Stimmung so ausgelassen, dass Laetitia und ich uns sogar ebenfalls dazu hinreißen ließen, indisch unsere Tanzbeine zu schwingen ;)
Nach dem Essen haben wir uns dann auf den Rückweg gemacht, auf dem uns lauthals lachend über das Erlebte unterhielten. Aber leider findet alles sein Ende. Es war Laetitias letzter Tag. Sie kam noch mit zur Dance Class, um sich auch von den Leuten dort zu verabschieden. Und dann stand unser Abschied an. Die letzten drei Monate hatte ich mit ihr verbracht, wir hatten so viel zusammen erlebt und ausgerechnet jetzt wo wir uns immer besser verstanden und sie wie eine Schwester für mich war, war ihre Zeit um. Dementsprechend indisch herzzerreißend war auch unser Abschied!
Am Abend war ich dann ungewohnter Weise ganz alleine in meinem Zimmer. Das war auf einmal ein ganz neues Gefühl. Meine Gastschwester Deryl wirkte ebenfalls ein wenig betrübt. Laetitia wird uns beiden hier schon fehlen mit ihrer fröhlich verrückten Art.
Am nächsten Tag, als wäre es noch nicht genug mit den ganzen Functions, stand die nächste an. Allerdings hatte diese keinen fröhlichen Anlass. Es war die Ein-Jahr-Todes-Tags-Function vom Vater meiner Aunty. Wieder ein Gottesdienst, Gebete am Grab und Essen. Leider konnte ich die Veranstaltung nicht ganz so genießen, sofern man eine Veranstaltung zu solch einem Anlass genießen kann. Ich bin in der Kirche erstmal abgeklappt, hab ja ohnehin wieder nichts verstanden. Also hab ich nicht viel verpasst. Aber macht euch keine Sorgen, mir geht es wieder gut, ich kenn mich ja schon aus mit Ohnmacht. Außerdem haben sich alle sehr rührend um mich gekümmert: "What happened, are you okay now?! Yesterday you were dancing so nice and today you are so weak!?" Hahaha. Na immerhin konnten sie sich daran erinnern, dass ich schön getanzt hab. ;)
Das waren sie also die indischen Functions. Heute haben wir immernoch von dem übrig gebliebenen Fish Curry gegessen.
Nächste Woche bin ich schon wieder zu einer Hochzeit eingeladen, diesmal eine Hinduhochzeit im Tempel. Da bin ich schon sehr gespannt drauf.
Am Dienstag und heute war ich nach der Schule am Strand, hab den Sonnenuntergang bewundert und getanzt.
In der Schule läuft es super. Die Kinder verstehen meistens, was ich von ihnen will oder sie tun netter Weise so und nicken mit indischem Kopfgewackel. In der letzten Stunde spiele ich mit den Kindern dann immer Federball, Volleyball oder heiße Kartoffel. Das ist immer sehr amüsant.
Was es noch zu sagen gibt:
Mittlerweile treffe ich, sobald ich vor die Tür gehe, Leute, die ich kenne. Entweder aus der Schule, von der Dance Class oder von irgendwelchen Functions ;)
Die indischen Werbeslogans kann ich schon mitsingen, obwohl ich noch nie einen gesehen habe.
Jeden Tag übe ich Kannada-Buchstaben zu schreiben und diese Schrift wird nicht umsonst Popcorn-Schrift genannt ;)
Die Buspreise sind um 2 Rupien angestiegen.
Auf die Frage "What do you know about England?" sagte ein Schüler "Pig!" und schaute mich ganz erwartungsvoll an, damit ich ihm die Antwort als richtig bestätigte.
Nach drei Monaten bin ich auch auf dem Geschmack gekommen, Nightys zu tragen. Das sind lange Oma-Nachhemden in allen möglichen Farben und Mustern.
Das Kopfwackeln habe ich schon übernommen. Es war sogar das erste, was ich tat als ich aus meiner Ohnmacht aufwachte, um meiner Aunty zu sagen, dass es mir gut geht.
"okay, okay" + Kopfwackeln, so kommuniziere ich hier den ganzen Tag. Oder ich sage "Ja Boaa!" um meine Verwunderung auszudrücken ;D

Tata! Bye und Kopfgewackel!
Eure Tani



Donnerstag, 15. November 2012

Just Dance!

Nachdem meine liebste Mama letzte Woche für mich den neuen Post veröffentlicht hat (Danke!), ist wieder einmal viel passiert.
In der letzten Woche bin ich in der Schule so richtig aufgegangen. Die Woche war auch insofern besonders als dass es keinen freien Tag gab ;). Eine ganz normale Woche. Ich war hochmotiviert und die Kinder waren es ebenfalls. Alles, was ich mit ihnen machtes, nahmen sie super auf. Ich war sehr dankbar und froh, Zeit mit ihnen verbringen zu können. Wir lachten viel und lernten uns immer besser kennen.
Am Wochenende war ich dann mit Jana in Goa. Einen Trip, den wir eher spontan machten und auch dementsprechend vorbereitet waren. Nämlich so gut wie gar nicht. Das hatte aber auch etwas :D Zwei Nächte und einen Tag verbrachten wir im europa-ähnlichen kleinen Bundesstaat nördlich von Karnataka. Wir waren überrascht, dass dort einfach alle Englisch konnten, vom Busfahrer bis zum kleinen Shopbesitzer. Das war aber noch ein eher harmloser Unterschied zu Karnataka. Als wir mit der Rikscha am Baga Beach ankamen, fielen uns fast die Augen aus dem Kopf. Touristen in Shorts, kurzen Röcken, schulterfreien Tops und an jeder Ecke Bars und Clubs. Das hatten wir so nicht erwartet und wir waren ehrlich gesagt geschockt. hahhaah :D ("Guck die doch nicht so offensichtlich an!")
Als wir uns dann auch in dieses Getümmel stürzten, war es anfangs sehr befremdlich, aber wir konnten uns schnell an das Partytreiben gewöhnen und hatten dann doch eine sehr amüsante aber verrückte Zeit in Goa. Wir tanzten, tranken und lernten viele Leute kennen, die uns nach Mumbai, Delhi und Bangalore einluden. ;) Kurzum wir hatten Spaß. Es war etwas komplett anderes als das, was wir aus Karnataka kannten. Und daher erlitten wir wieder einen Umkehrschock als wir zurück nach Hause kamen.
Zum Glück mussten wir auf das Tanzen nicht verzichten: Wir freuten uns riesig auf unsere Dance Class. Die Proben waren nun sehr intensiv, da wir einen Auftritt an Diwali haben sollten.
Endlich war es dann so weit, Dienstag, Diwali. Diwali ist das größte Festival der Hindus, das Lichterfest, an dem viele Lichter angezündet, Gebete gesprochen und lecker gegessen wird. Das habe ich mir jedenfalls sagen lassen. An Tagen wie diesen ist es schade, dass ich nicht in einer Hindu-Familie lebe. Der Tag war hier zu Hause nichts Besonderes. Außer dass ich mit meiner Mama telefoniert hab, um ihr zum Geburtstag zu gratulieren. Telefonieren geht echt gut hier, besser als skypen. Es gibt wohl eine Vorwohl mit der man nur nen 1 cent pro Minute bezahlt. Also ich würde mich freuen, wenn ihr mich mal anruft ;)
Am Nachmittag gings dann los zur Dance Show, zwei Stunden von hier mit dem Bus entfernt. In den Bus hätten in Deutschland vielleicht so um die 30 Leute gepasst. Aber da wir ja in Indien sind, waren es so ungefähr 50 :D Alle waren gespannt und voller freudiger Erwartung. Wir sangen und tanzten im Bus und bewunderten die an uns vorbeiziehenden Diwali-Feierlichkeiten, die wie eine Mischung aus Silvester und Weihnachten waren. Überall hingen Lichterketten und an jeder Straßenecke machten sich Jungs über Feuerwerkskörper her.
Die Show in Honnavara fand draußen statt und war anscheinend auch eine Diwali-Veranstaltung. Jana, Marlene und ich wurden in Kostüme gesteckt, die stark an Zirkus erinnerten. Aber als wir sahen, dass unsere Boys ebenfalls wie Clowns aussahen, waren wir beruhigt ;)
Der Auftritt lief gut. Zum Glück waren wir schon fast ganz am Anfang dran, so dass wir danach in aller Ruhe die anderen Tanzschüler aus unserer Tanzschule bestaunen und beklatschen konnten. Sie waren wirklich alle sehr gut und wir waren schon ein bisschen stolz, Teil dieser Tanzschule zu sein.
Die Nacht verbrachte ich bei Jana, weil meine Gastmutter nicht wollte, dass ich so spät nach Hause komme. Den nächsten Tag verbrachte ich dann auch noch bei Jana in Gangolli, was nur 5 Minuten mit dem Bus von mir zu Hause entfernt ist. Ihre Familie ist so nett, ich habe sie sofort ins Herz geschlossen. Der Gastbruder nahm uns mit auf einem Boot auf eine kleine Insel. Ein wirklich schöner und total spontaner Ausflug.
Heute in der Schule kamen die Kinder, die auch bei der Dance Show dabei waren zu mir und wollten mit mir darüber reden und sagten mir, dass mein Dance super war. Das Gleiche konnte ich nur zurückgeben. Diese Schüler sind für mich schon mehr wie Freunde als wie Schüler, zumal ich ja auch nur einige Jahre älter bin als sie. Heute in der Schule war es ansonsten wieder mehr so larifari, weil ja morgen schon wieder Freitag ist und dann Wochenende... Aber das ist ja nichts Besonderes hier ;)
Im Moment bin ich wirklich glücklich. Alles wird immer noch besser. Ich kann es gar nicht fassen und bin die ganze Zeit am Staunen, dass man so viel Glück auf einmal empfinden kann.
Was es noch zu sagen gibt:
Ich habe mittlerweile nur noch Ohrwürmer von indischen Liedern.
Überall wo ich jetzt bin, versuche ich Kannada-Wörter zu entziffern, auch wenn ich dann die Bedeutung nicht verstehe.
Viele Eltern geben ihren Kinder hier Namen mit den gleichen Anfangsbuchtstaben, z.B. Prajwal, Pooja und Prathwik.
So langsam wird es hier kalt. Als ich meine Gastmutter heute morgen auf dem Flur getroffen hab,  meinten wir beide nur: "ooh, very cold!" und sind wieder ins Bett gegangen :D

Also ich melde mich bald wieder.
Tata!
Eure Tani



Ein winziges Stück der Vielfalt Indiens


Meine Urlaub und das Workcamp waren super. Und genauso ging es auch danach weiter.


Zuerst waren wir in Ooty, das ist schon in Tamil Nadu. Ein kleines Dorf in den Bergen gelegen. Aber aufgrund mangelnder Vorbereitung wussten wir nicht viel darüber.Wir wussten nicht einmal die Dauer der Busfahrt und waren überrascht als wir am Samstag um zwei in den Bus stiegen und man uns sagte, dass wir Sonntag Nachmittag in Ooty sein würden. "Was so lange?!" Auch als wir in Ooty ankamen, wurden wir abermals überrascht, diesmal vom Wetter. Es regnete und es war kalt. Also war das erste, was wir dort machten, uns Pullover und Turnschuhe zu kaufen. Danach konnten wir uns auf die unter Nebel und Regen verschwindende Stadt konzentrieren, die etwas Mystisches an sich hatte. Wir fühlten uns wie im kalten herbstlichen Europa und wunderten uns unablässig über dieses Indien, das uns immer wieder überraschte. Die Stadt war an einem Hang gelegen mit kleinen Straßen, die sich schlängelten und trotz des Regens voller Leute waren. In jedem zweiten Laden wurde "Home made chocolate" verkauft, was wir uns natürlich nicht entgehen ließen. Leider schmeckte die Schokolade eher wie Zucker mit Fett. Aber immerhin war es Schokolade ;) Diese Leckerei genießend standen wir ein wenig oberhalb der Stadt und bewunderten den Anblick, der sich uns bot: Viele bunte Häuser dicht an dicht an den Hang gedrängt überzogen von einem Nebel, der sich über die ganze gewaltige Berglandschaft dahinter zog. Das Ausmaß dieser Landschaft konnte man durch die Schwaden nur erahnen, wo sich ab und zu die Spitze eines grün bewachsenen Berges zeigte.
In Ooty schauten wir uns den botanischen Garten, ein paar Kirchen und den Rosegarden an. Es hatte etwas Englisches an sich, im Regen durch die gepflegten Gärten zu schlendern.
Das Highlight von Ooty war die Tea Factory, wo wir sahen, wie die ringsrum angepflanzten grünen Teeblätter zu schwarzen Teekrümeln verarbeitet wurden. Außerdem gab es ein paar Tafeln, auf denen die Geschichte des Tees und vor allem des Tees in Indien erzählt wurde. Die Engländer brachten den Tee von China nach Indien, wo heute Darjeeling, Assam und Nilgiris die bekanntesten Sorten sind. Live in der Nilgiris-Region zu sein und sich vorzustellen, dass der Tee von da aus in die ganze Welt exportiert wird, war sehr beeindruckend. So beeindruckend, dass ich natürlich auch gleich ein bisschen Tee kaufte ;)
Von Ooty aus ging es weiter nach Mysore, wo wir pünktlich zum Dasara Festival (Elefanten-Festival) ankamen. Hier war es wiederrum unerwartet warm, also war das erste, was wir Mysore taten, alle Klamotten und Schuhe wieder auszuziehen und in unseren Rucksäcken zu verstauen. Da wir nicht viel Zeit in Mysore hatten, schauten wir uns am ersten Tag an, wie Räucherstäbchen, Zigaretten und Öle gemacht wurden. Am Abend bewunderten wir die magische Schönheit des Mysore Palace. Als es dann dunkel wurde und alle Lichter des Palastes aufleuchteten, ging ein Raunen durch die ganze Menge, die davor wartete. Nachdem es viele "Oohs" und "Aahs" gegeben hatte, wurden Kameras gezückt und fleißig fotographiert. Wir wurden sogar von mehrern Kamerateams interviewt ;) Am Abend trafen wir uns mit vielen anderen Freiwilligen, die entweder in Mysore arbeiteten oder genau wie wir für das große Festival kamen.
Denn am nächsten Tag war das Ende des neun Tage lang gefeierten Dasara-Festivals. Es wurde mit einer großen Parade und einer Light Show abgeschlossen. Da wir wussten, dass viele viele Leute kommen würden, suchten wir uns schon früh morgens einen Platz. Wir setzten uns hinter eine nette Familie und warteten. Und warteten. Und warteten. Wir warteten ungefähr 5 Stunden unter der erbarmungslosen Sonne, bis die Parade begann. Es wurde uns dann auf unseren Plätzen zu eng und wir kletterten über den Zaun und saßen ganz in der ersten Reihe auf der Straße, wo wir bunt geschmückte Wagen und kostümiert tanzende Leute bestaunten. Mit uns staunten soo viele Leute, es war unglaublich. Als dann vier Elefanten die Parade beschlossen, flippten alle Inder förmlich aus. Für uns war das ein wenig befremdlich, weil wir dachten, dass Elefanten für Inder noch eher alltäglich sind als für uns Europäer :D Aber später ließ ich mir erklären, dass einer der Elefanten ein heiliges goldenes Relikt auf dem Rücken trug, das die Heimstätte des Gottes ist, der an Dasara gefeiert wird. Mhh, alles ein bisschen diffus, ich weiß wirklich viel zu wenig darüber.
Am Abend sahen wir die Show, die ebenfalls sehr beeindruckend war. Am schönsten war die Torch Light Parade (Fackelparade) anzusehen. Ungefähr 500 ganz in weiß gekleidete Männer hielten in beiden Händen je eine Fackel und marschierten in vielen Formen. Es war definitiv ein würdiger Abschluss für das Festival, den die Männer der Karnataka Police einstudiert hatten. Gekrönt wurde das Ganze noch von einem wunderschönen Feuerwerk.
Nichtsdestotrotz waren wir alle froh als wir am nächsten Tag den Menschenmassen aus Mysore ins ruhige Madikeri entfliehen konnten. Madikeri liegt zwischen Mysore und Kundapur und ist genau wie Ooty ein wenig höher gelegen. Aber im Gegensatz zu Ooty war es hier nicht kalt.
Madikeri ist eine schöne Stadt mit umringt von Bergen mit einem schönen Tempel, vielen Geschäften und Restaurants. An unserem ersten Tag besuchten wir den Markt, auf dem es Gemüse, Obst, Fisch und Gewürze gab. Ein stinknormaler Markt, der mich aber so faszinierte, dass ich den ganzen Tag dort hätte verbringen können.Von Madikeris Fort aus hatten wir eine schöne Sicht über die Stadt und konnten den Sonnenuntergang genießen. Nach dem köstlichen Essen machten wir unseren Abendspaziergang durch die Straßen und stießen dabei auf einen Tempel, der beleuchtet war wie der Berliner Weihnachtsmarkt (hahahah, wenn Conni das liest wird sie gar nicht begeistert sein. Sie kommt aus Sachsen und als ich sagte "Boah das sieht ja aus wie aufm Weihnachtsmarkt" war sie geschockt und meinte, dass Weihnachtsmärkte doch ganz anders aussehen würden - ja in Dresden vielleicht ;D). Im Tempel gab es ein Fest, das noch immer zum Dasara-Festival gehörte.Viele Menschen waren da, es gab viel zu essen und die Kinder umringten uns sofort, fragten nach unseren Namen, unserem Land und ob wir ausländische Münzen hätten :D Dort lernten wir einen jungen Inder kennen, der uns auch prompt zu einer Jeep Tour einlud, die er am nächsten Tag mit ein paar Freunden machen wollte. Das konnten wir ihm natürlich nicht abschlagen und sehr zufrieden machten wir uns auf den Weg nach Hause.

Am nächsten Tag standen wir früh auf und waren uns nicht so ganz sicher, wie fest wir wirklich verabredet waren. Aber schon nach kurzer Wartezeit vor unserem Hotel kam Banji vorbei und winkte begeistert, dass wir doch schnell einsteigen sollten. Banji, dessen Name uns viel Freude bereitete, da wir ihn versehentlich ständig in Manju, Banju oder Bandi abwandelten, war eine lustige Person. Noch mehr lachen mussten wir, wenn er lachte, weil er dabei seine Schultern hochzog, den Kopf senkte und vor sich hinkicherte. Er sah aus als wäre er einer Trickfilmserie entsprungen. Nachdem wir seine Freunde eingeladen hatten, ging es zu zwölft in den Jeep gequetscht los. Indian Style.
Die Inder kamen aus Hyderabad, sprachen sehr gut Englisch und waren in Tommy Hilfiger und Calvin Klein gekleidet. Dagegen gaben wir in unseren Chudidas (der traditionellen indischen Kleidung) einen großen Kontrast ab. Mit Zac, dem 3 jährigen Sohn des einen, hatten wir ebenfalls sehr viel Spaß. Lachend, singend und tanzend wurden wir von Banji auf eine große Hügelgruppe gefahren. Von dort oben war die Sicht einfach atemberaubend. Der Wind wehte und die ringsum grünen Berge ließen mich wieder staunen. Das ist Indien?!
Auf dem Rückweg legten wir noch eine kurze Badepause an einem idyllischen Fluss ein. Und als wäre der Tag noch nicht perfekt genug gewesen, luden uns unsere neuen indischen Freunde zu einer Party in ihrem Haus am Abend ein. Die Party war super und auch die erste, die wir je in Indien hatten. Wir tanzten zu indischer und englischer Musik, saßen um ein Lagerfeuer herum und genoßen die Gesellschaft der netten Inder.
Am nächsten Tag ging es ereignisreich weiter. Wir machten einen Ausflug in die Kaffeeplantagen, die überall um Madikeri herum gelegen sind. Dort zeigte uns der Besitzer nicht nur Kaffee, sondern auch Pfefferpflanzen, Kardamom, Reisfelder, 400 Jahre alte Mangobäume, Avocadobäume, Guavenbäume, Grantapfelsträucher, Chikoosträucher und vieles mehr. Zu guter letzt lud er uns auf eine Tasse Kaffee ein - was sonst ;) Zurück in Madikeri stiegen wir in den Bus zum 40 km entfernten Golden Tempel, ein buddhistischer Tempel, wo 5 000 Mönche und 20 000 Exiltibeter leben. Leider war dieser Ort voll von Touristen, was den Glanz des Tempels ein wenig abschwächte. Allerdings unterhielten wir uns lange mit einem der Mönche, der aus Bhutan kam. Er erzählte uns viel über das Leben in den Tempelanlagen und über sein Studium der buddhistischen Lehre. Sehr interessant. Diese Begegnung regte uns an, über Relgionen nachzudenken und über unsere Rolle hier als Volonteers. Sie klang noch bis zum Abend nach, an dem wir in den Sleeperbus zurück nach Kundapur stiegen.
Eine Reise, die noch länger nachklingen wird als nur eine Nacht lang im Sleeper. Wir haben so viele neue Seiten von Indien gesehen und so langsam beginne ich zu verstehen, was "Diversity of India" wirklich bedeutet. Das ist Indien!
Zurück zu Hause, und mittlerweile ist es wirklich mein zu Hause, habe ich mich so gefreut, Aunty und Deryl zu sehen. Außerdem habe ich mich auf die Dance Class gefreut und auch auf die Kinder in der Schule. Mittlerweile läuft es in der Schule super. Ich bin begeistert von den Kindern. Ich lerne sie jetzt wirklich kennen und lieben.
was es noch zu sagen gibt:
Das Mysterium um die herumliegenden Schuhe scheint gelöst zu sein: Die Inder entsorgen ihre Schuhe einfach im Straßengraben, wie auch den anderen Müll. Eine simple Erklärung, die aber einleuchtet, da sie Schuhe nur schlecht weiterverwerten können...
Anscheinend haben doch nicht alle Inder einen Schnurrbart :D hahahha
Whisky mit Wasser gemischt macht irgendwie keinen Spaß...
Ich habe mir vorgenommen, dass ich alle Quizfragen, die mir als Spam-sms gesendet werden, am Ende des Jahres beantworten kann :D
Ich bin nach wie wor ein Fan von Spinat, in jeder Form.
Ich werde bald mit meiner Dance Class irgendwo auftreten, ich bin schon ganz gespannt. 

Also macht es gut. Bis bald
Namaskara und Tata

Eure Tani